Dresdner Bahn


Chronik eines Wiederaufbaus

Dresdner Bahn

Chronik eines Wiederaufbaus

| 2018

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14.02.2018  Stellwerk Marienfelde

Das von Winnetou Kampmann 1976-79 im Auftrag des West-Berliner Senats errichtete Stellwerk in Marienfelde gehört auf Grund seiner zeittypisch modernen Form insbesondere im ehem. West-Berliner Eisenbahnnetz zu den bemerkenswertesten Eisenbahnbauwerken der Stadt. Die DDR - Reichsbahn, welche für das abgeschottete West- Berliner Teilnetz auf Grund des besonderen Alliierten Status West- Berlins die Betriebsrechte besaß, vermied Neubauten oder gestaltete diese in einfachster Form.

 

Neubauten im West - Berliner Bahnnetz waren daher selten und entstanden meist auf Grund von Baumaßnahmen des Senats, die einen Abbruch bestehender Bauwerke und deren Ersatz durch moderne Neubauten (etwa beim Autobahnbau) notwendig machten.

2018. Auch am Stellwerk selbst finden Arbeiten statt, da die Technik der Fernsteuerung hinsichtlich der neuen Gleisverläufen auch in den Nachbarabschnitten angepasst werden muss.

| Auch am Stellwerk selbst finden Arbeiten statt, da die Technik hinsichtlich der neuen Gleisverläufe ebenfalls angepasst werden muss.

Auch in Marienfelde war dies der Fall, wünschte der Senat doch einen weiteren Zuzug von Unternehmen im Industriegebiet Motzener Straße. Da der Bahnhof Marienfelde bereits durch den Anschlussbetrieb zum benachbarten Gaswerk sowie zu Firmen wie Daimler-Benz oder Fritz Werner stark ausgelastet war, konnte die Ansiedlung weiterer, insbesondere das damalige, die Motzener Straße querende Anschlussgleis nutzender Betriebe (wie etwa das BSW Spanplattenwerk, für das eine gewaltige, viergleisige Abstellanlage an der Motzener Straße errichtet worden war) nur durch einen Ausbau und der Modernisierung der Technik des Bahnhofs Marienfelde erfolgen. 

2018. Blick in Richtung des S-Bahnhofs Marienfelde. Ganz links ist das freigelegte Gleis der Militäreisenbahn zu erkennen.

| Blick in Richtung des S-Bahnhofs Marienfelde. Ganz links ist das freigelegte Gleis der Militäreisenbahn zu erkennen, das einst zur Kopframpe und einem erst vor kurzem abgerissenen Güterschuppen führte. Rechts hinter dem Stellwerk ein Gebäude des Werkes von Mercedes-Benz.

Dominiert wird das Stellwerk durch den zentralen Turmbau und dessen weit auskragendem 2. OG, welcher die Gleisbildstelltechnik und deren Bedienplätze enthält. 

 

Links und rechts des 13,30 m hohen Stellwerksturms schließen sich 1 - 2 stöckige Seitentrakte an, die wie das gesamte, 56,50 m lange Gebäude aus einem Stahlbetonrohbau mit blauroter Klinkerverblendung bestehen. Lediglich für das 2. OG des Turmbaus wurde einen unverkleidete Sichtbetonkonstruktion gewählt, welche den Stellwerksraum als den zentralen Punkt und Zweck der Gesamtanlage auch architektonisch hervorhebt. Die Inbetriebnahme des 12,7 Millionen DM teuren Stellwerks - 9,8 Millionen DM erforderten allein die Zugsicherung - erfolgte am 29. März 1982.

 

Das Stellwerk trägt die Bauartbezeichnung SpDrS60-DR, wobei Sp für Spurplanstellwerk, Dr für Drucktastenbedienung, S für den Hersteller Siemens, 60 für das Entwicklungsjahr des Grundbausteins und DR für die Stellwerksrichtlinien nach den Regeln der Deutschen Reichsbahn der DDR steht. Das neue Stellwerk ersetzte die 1900 - 1903 errichteten alten Befehlsstellwerke Mf (Marienfelde) und Msb (Marienfelde Südbude) im Bahnhof Marienfelde sowie das (erst mit dem Beginn der Arbeiten zum Wiederaufbau der Dresdner Bahn abgebrochene) Abzweigstellwerk Tf am Bahnhof Attilastraße (damals "Mariendorf"). 

2018. Die S-Bahngleise sind bereits mit einem Schutzgeländer versehen.

| Die S-Bahngleise sind bereits mit einem Schutzgeländer versehen. Die Gütergleise dahinter wurden bis vor kurzem noch zur Versorgung des am Teltowkanal liegenden Tanklager der Fa. "Oiltanking" genutzt. Inzwischen wurde die Versorgung mit Kesselwagen eingestellt, da auch das Tanklager aufgelöst

Im Zusammenhang mit dem Bau des neuen Stellwerks wurde auch der gesamte Stellwerksbereich, welche die Strecke Mariendorf (heute Attilastraße) - Marienfelde einschließlich des Abzweigs zu den Güterbahnhöfen an der Attilastraße sowie des Güterbahnhofs Marienfelde umfasst, mit für West - Berliner Verhältnisse noch ungewohnt hochmodernen Lichtsignalen ausgestattet. Die Anpassung der modernen Stellwerkstechnik an das bestehende Altnetz in West - Berlin und der Technik der DDR - Reichsbahn stellte dabei eine besondere Herausforderung da.

2018. Ein Blick auf die auch architektonisch gelungene Kanzel des Stellwerks.

| Ein Blick auf die auch architektonisch gelungene Kanzel des Stellwerks. 

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