Eisenwaren Weger
Breitenbachplatz 21
Topanker
Institution1
Bild und Text: Lutz Röhrig
Es ist immer eine traurige Angelegenheit mit meiner Kamera in Geschäfte zu gehen, die man schon seit langem kennt und in denen demnächst die Ladentüren für immer geschlossen werden.
Ein solcher Fall ist auch das Eisen- und Haushaltswarengeschäft „Weger“ am Breitenbachplatz, das seit seiner Gründung im Jahr 1931 längst zu einer örtlichen Institution geworden ist.
| Frontansicht des Haushaltswaren - Fachgeschäfts Weger. Es hatte zum Charakter des Breitenbachplatzes mit beigetragen.
Letzte2
| Herr Reinhard Weger hinter seinem dem Verkaufstresen. Ein Inhaber mit Humor: Soll ich den Bauch für die Aufnahme einziehen? Rechts vorn befand sich übrigens die ehem. Garderobe des Kinos. Zum Kinosaal ging es dann nach rechts hinten.
Eigentlich hätte Reinhard Weger sein Geschäft noch ein wenig länger betrieben. Aber da die Hausverwaltung ihm eine Mietserhöhung von 200 Euro im Monat angekündigt hat, ist dies der Anlass, das von seinem Vater gegründete Geschäft nun aufzugeben. Wer weiß, so Reinhard Weger, wie lange auch die Gesundheit noch mitgemacht hätte. Bin jetzt 72…
Sein Sohn hat als studierter Betriebswirt längst andere Pläne, als sich um den Laden zu kümmern, dessen Kundenvolumen bald nach der Wende mit dem verstärkten Aufkommen des Internets stark zurückgegangen ist.
Kino3
Einst, so Weger, standen sie zu viert im Laden, der damals noch im Haus Breitenbachplatz 17 untergebracht war und von seinem Vater und ihm sowie zwei Angestellten betrieben wurde. Mit der Schließung des benachbarten Kinos „Lida“ 1965 nutzte der Vater die Möglichkeit, das gut gehende Geschäft in neue, größere Räumlichkeiten zu verlegen.
Genutzt wurden nun, so zeigt es der Blick in meine Unterlagen, das ehem. Foyer des Kinos sowie ein großer Raum daneben, der einst dem Miterbauer und Eigentümer des Hauses, Ferdinand Radzig, als Architekturbüro diente (zur Geschichte des Kinos und des Gebäudes siehe den Artikel Das Kino Lida am Breitenbachplatz).
Den Rest des ehem. Kinos einschließlich des großen Saals nutzte zunächst eine Bank und heute eine Orthopädie - Praxis. Über 220 Kunden, so Weger, waren in den neuen, erheblich größeren Geschäftsräumen nun pro Tag zu bedienen. Ein Trend, der noch bis zur Wende anhielt. Aktuell jedoch sind es jedoch, so der Inhaber, wenn es hoch kommt, nur noch rund 20 am Tag.
| Das Innere des Eisen- und Haushaltswarengeschäftes "Weger". Hier gab es nichts, was es auf dem Gebiet nicht gab. Die Säule links mit der eleganten Verkleidung stammt noch aus jener Zeit, als sich in den Geschäftsräumen von Reinhard Weger noch das ehem. Foyer des Kinos "Lida" befand.
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| Der Kassenbereich des Eisen- und Haushaltswarengeschäftes Weger. Gerade sucht Reinhard Weger (links hinter dem Verkaufstresen) für eine während meiner Fotoarbeit den Laden betretende Kundin einen neuen Wasserhahn für den Garten mit Schlauchanschluss.
In diesem Moment betritt eine Kundin den Laden. Sie sucht einen Wasserhahn mit Schlauchanschluss für ihren Garten.
Mit kundigen Blick erkennt Reinhard Weger schnell alles Notwendige. Art des Anschlussventils, Gewindedurchmesser...
Ein paar Schritte nach links, der Blick geht in eine Kiste - und schon hat Weger das gewünschte Teil parat. Einnahme: 5 Euro….
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Der Breitenbachpatz befindet sich im wirtschaftlichen Niedergang. Der Weggang zweier Bankhäuser am Breitenbachplatz, so Weger weiter, habe ihm allein ein Drittel seiner Kundschaft gekostet. Aber auch andere Geschäfte in der Umgebung haben längst aufgeben müssen.
Vor allem durch das Internet hätten Weger wie auch viele andere Inhaber am Breitenbachplatz Kunden verloren. Beratung im Laden gern, aber gekauft wird wegen einer auch noch so geringen Ersparnis online.
| Ein Relikt des ehem. Kinos "Lida", das sich zuvor in den Räumlichkeiten des Ladens befand, ist die kunstvoll umkleidete Säule. Diese hatte Weger mit mehreren Glasregalen für die Warenpräsentation umgeben lassen.
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| Der Breitenbachplatz um 1934. Vom Breitenbachplatz aus (auf der Karte ist die Wendeschleife zu sehen) fuhr die O - Buslinie A32 über Steglitz und Lankwitz nach Marienfelde.
Mit zum Niedergang des Breitenbachplatzes hat aber auch die den Platz teilende Autohochstraße und deren zunehmend ungepflegt wirkenden Unterbau beigetragen. Dabei ist die Notwendigkeit dieser Schnellstraße bis heute umstritten. Aus diesem Grund setzen sich viele Anwohner und deren Vertretung, die "Initiative Breitenbachplatz" für einen Abriss des monströsen Bauwerks ein.
Bei der Bezirksverordnetenversammlung des Bezirks Steglitz - Zehlendorf findet dieses Projekt allerdings gleichfalls Unterstützung, die sich in ihrer letzten Beschlussempfehlung für einen Abbruch des Bauwerks einsetzte. Für Weger kommt dies indes zu spät. Ende Juni 2017 hat er für immer seinen Laden geschlossen…