SchneidersLaden


Kottbusser Tor

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▮ Berlin - Zentrum der elektronischen Musik

Einleitung1

1 | Eine Eröffnungsfeier bei Musik-Bading

Bild und Text: Lutz Röhrig 

Es gleicht fast schon einem kleinen Wunder. Nach einigen Jahren des Leerstands und der Ungewissheit kehrt plötzlich neues Leben in das nach dem Brand in der Silvesternacht 2018 völlig zerstörte Neuköllner Traditionsgeschäft „Musik-Bading“ ein. Dank des Engagements des neuen Inhabers Andreas Schneider, welcher bereits seit 2009 am Kottbusser Tor höchst erfolgreich in seinem „SchneidersLaden“ analoge modulare Synthesizer vertreibt, blieb damit an der Karl-Marx-Straße das seit beinahe 100 Jahren bestehende Musikfachgeschäft erhalten, das einst die Familie Bading betrieb.


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So war denn auch die Einladung zur Eröffnungsfeier am 6. Januar 2023 der neuen alten Geschäftsräume des ehem. Musikhauses Bading für mich eine willkommene Gelegenheit, in einem ersten Treffen Herrn Schneider sowie dessen weitere Pläne einmal kennenzulernen – und klar, auch einen neugierigen Blick in die umgebauten Räumlichkeiten zu werfen...

Das nach dem Brandanschlag durch Andreas Schneider wiederhergestellte ehem. Geschäft von Musik-Bading.  Künftig können hier Kunden die zuvor online oder im Showroom am Kottbusser Tor bestellten Waren abholen.

| Das nach dem Brand von Andreas Schneider wiederhergestellte ehem. Geschäft von Musik-Bading.  Künftig können hier Kunden die zuvor online oder im Showroom am Kottbusser Tor bestellten Waren abholen.

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Eine Vielzahl an Gästen hatte sich anlässlich der feierlichen Eröffnung der für "Schneidersladen" Wiederhergestellten Räume von Bading angefunden. Links Frank Zander, in der Mitte Geschäftsinhaber Thomas Schneider und rechts im Profil Frau Schibille.

| Eine Vielzahl an Gästen hatte sich anlässlich der feierlichen Eröffnung der für "Schneidersladen" Wiederhergestellten Räume von Musik-Bading angefunden. Links Frank Zander, in der Mitte Geschäftsinhaber Andreas Schneider und rechts im Profil Frau Schibille. 

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Der Besucherandrang geladener Gäste, zu denen etwa auch das Neuköllner Urgestein Frank Zander sowie Frau Schibille, die Enkelin des Firmengründers Erich Bading, gehörte, war groß. Herr Schneider führte gern durch die Räume, die sich seit dem verhängnisvollen Brand erheblich verändert hatten. Trotz dieser notwendigen Veränderungen erinnerte noch so manches wie etwa die Vorführräume im Kellergeschoss, die alte Bedientheke oder die Theaterkasse an jene Zeit, als die Familie Bading hier ihr Musikhaus betrieb. Voller Engagement und Leidenschaft berichtete Herr Schneider von den schwierigen Renovierungsarbeiten und den erheblichen Anstrengungen, die zu leisten waren, um hier wieder einen funktionierenden Geschäftsbetrieb zu installieren.

 

Denn die Räume von „SchneidersLaden“ am Kottbusser Tor waren  längst an ihrem Limit angekommen. Ein neuer Standort für Lager und Warenausgabe musste gefunden werden, wofür sich die leerstehenden Räume des ehem. Musikhauses Bading auf Grund der relativen Nähe zum Kottbusser Tor und des nicht nur unter Musikern hohen Bekanntheitsgrades des alten Fachgeschäftes geradezu anboten. Ein weiterer Ausbau der Räumlichkeiten ist geplant. Höchst interessante Pläne, über die ich, wie über die bisherigen Unternehmungen des Herrn Schneider, im Rahmen eines Interviews gern mehr erfahren wollte. Schließlich ist Berlin einer der Orte, an dem die elektronische Musik ihren Ausgang nahm...


Ursprungsort2

2 | Berlin-Ursprungsort der elektronischen Musik

Berlin wurde ab dem Jahr 1968 zum Ausgangspunkt einer Entwicklung, welche die im Wesentlichen noch von klassischen Instrumenten geprägte Welt der Musik für immer verändern sollte. In einem Kellerstudio einer Berufsschule in der Pfalzburger Straße in Wilmersdorf experimentierten junge Schüler mit den ersten, teils selbstgebauten Synthesizern. Sie entwickelten dabei jenen psychedelischen Sound, der zum Background einer ganzen, von Studentenprotesten und Anti-Vietnamkriegs-Demonstrationen geprägten Ära wurde. Mit den von ihnen als „Electronic Beat Studio" bezeichneten Proberäumen verbinden sich Bands und Namen wie Agitation Free, Ash Ra Tempel, Tangerine Dream, Klaus Schulze und Michael Hoenig, welche die bald als „Berliner Schule“ bezeichnete Musikrichtung International bekannt werden ließen.

 

Die sog. "Berliner Schule" beeinflusste die „Düsseldorfer Schule“ mit Gruppen wie „Kraftwerk“ ebenso, wie auch den Hollywoods Filmmusik-Komponisten Hans Zimmer (u. a. Der König der Löwen, Fluch der Karibik, Gladiator, Dune, Interstellar). Einflüsse, die später auch eine direkte Auswirkung auf eine andere, gleichfalls durch Berlin geprägte Richtung der elektronischen Musik hatten: Der Technomusik. Doch trotz der noch immer regen Szene scheint es um die Entwicklung und dem Vertrieb von elektronischen Musikkomponenten wie etwa Synthesizern in der Stadt inzwischen still geworden zu sein. Doch dem ist mitnichten so, wie gerade die Ereignisse in Neukölln zeigen... 

Die am 4. Dezember 1920 in der Pfalzburger Straße enthüllte Gedenktafel für das Electronic Beatstudio. Zeit-fuer-berlin war während der Feierlichkeit dabei.

| Die am 4. Dezember 1920 in der Pfalzburger Straße enthüllte, noch mit Klebebändern für das verhüllende Tuch versehene  Gedenktafel für das Electronic Beat Studio. Zeit-fuer-berlin war während der Feierlichkeit dabei.

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Interview3

Direkt über dem Rewe-Supermarkt befindet sich der Showroom von "SchneidersLaden" am Kottbusser Tor - von außen lediglich erkennbar am senkrecht herabhängenden Werbebanner.

| Direkt über dem Rewe-Supermarkt befindet sich der Showroom von "SchneidersLaden" am Kottbusser Tor - von außen lediglich erkennbar am senkrecht herabhängenden Werbebanner.

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3 | Das Interview

Für den 27. Januar 2023 hatte ich mich mit Andreas Schneider zu einem Interview in den Räumen seines Geschäftes „Schneidersladen“ am "Kottbusser Tor direkt übern Rewe" verabredet. Es nötigte mir als gebürtigem Kreuzberger schon Respekt ab, dass ausgerechnet hier sich jemand gegen den allgemeinen Trend stellt und beweist, dass auch am Kottbusser Tor Fachwissen, Kontakte und Engagement viel bewirken können - , um wirtschaftlich erfolgreich mit modularen Synthesizern zu sein – also just jenen Musikmaschinen, deren weltweiter Siegeszug einst von Berlin aus begann. 

 

Angesichts des nicht leicht aufzufindenden Zugangs zu seinen Ladenräumen hatte mich Herr Schneider instruiert: "Ich sitze genau übern Rewe. Direkt neben dessen Eingang befindet sich die Klingel zum Treppenhaus“. Nun, dank der Beschreibung war das Auffinden keine große Herausforderung. Irgendwann tönte dann auch ein freundliches „Hallo“ aus der Gegensprechanlage. Oben angekommen, ging es dann mit Herrn Schneider zu seiner Bar, wo bei einer Tasse Kaffee und von mir mitgebrachten Gebäck meine Fragen zu seinem Werdegang und der Geschichte von "SchneidersLaden" beantwortet wurden. Herr Schneider erwies sich dabei als typisch herzlicher, offener Norddeutscher, mit dem man unbesehen Geschäfte einfach per Handschlag durchführen könnte....


Geboren und aufgewachsen ist Andreas Schneider 1965 in Bremen, wo seine Eltern eine Spedition betrieben. Die zugehörigen Lagerhallen waren es denn auch, wo er sich zusammen mit einigen Freunden musikalisch ausprobieren konnte. Schlagzeug und Gitarrensound störten hier niemanden. Doch nach der Schulzeit ist er durch seine Eltern angehalten, in einem floristischen Großbetrieb eine Ausbildung zum Exportkaufmann zu absolvieren – eine Ausbildung, die so gar nicht seiner musikalischen Neigung entsprach, der er jedoch im Nachhinein viel verdanken sollte.

 

Anfang der achtziger Jahre spielt Schneider als Keyborder in Bands wie „Absolut“ (Punk), „Schwarz-Weiss Mafia“ (Ska) oder den musikalisch von Frank Zappa beeinflussten„Hot Five and the Sicks“. Schmunzelnd sagte Schneider, dass er leider der einzige in dieser Band war, der Kraft seiner Ausbildung vernünftig telefonieren und dabei freundlich Fragen der Anrufer beantworten konnte – eine Fähigkeit, die ihn schnell zum Manager der Band werden ließ. Doch die Band hielt sich nicht lange. Mitte der Neunziger Jahre managte Schneider das Bremer Gangsta-Rap Trio „Cribb 199“, das es immerhin zu einem Schallplattenvertrag sowie einem Bericht im „Spiegel“, (Knast und Palast) brachte. 

Ein Vorteil des analogen modularen Systems ist die vielseitige Kombinierbarkeit der Einzelgeräte. Hier anschaulich in einem alten Pianogehäuse der Berliner Klavierfirma Trautwein demonstriert, das u. a. mit Komponenten von Doepfer ausgerüstet wurde.

| Ein Vorteil des analogen modularen Systems ist die vielseitige Kombinierbarkeit der Einzelgeräte. Hier anschaulich in einem alten Pianogehäuse der Berliner Klavierfirma Trautwein demonstriert, das u. a. mit Komponenten von Doepfer ausgerüstet wurde.

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Moog-ein legendärer amerikanischer Name, wenn es um analoge Synthesizer geht.

| Moog-ein legendärer amerikanischer Name, wenn es um analoge Synthesizer geht. In den späten 1960er Jahren sorgte die Fa. Moog für den Durchbruch der elektronischen Musik bei Studioproduktionen. Ein speziell für den Moog Synthesizer komponiertes Instrumentalstück schaffte es 1969 gar zu internationalen Spitzenplätzen in den Charts. Gershon Kingsley schuf für sein Album "Music to Moog By" das Musikstück "Pop Corn". 1971 nahm der Keyboarder Stan Free unter dem Pseudonym Hot Butter Popcorn erneut auf und hatte damit einen internationalen, bis heute legendären Tophit.

Als der damalige Musiksender VIVA Ende der Neunziger sein „Regionalbüro Nord“ aufbaute, wurde Herr Schneider dessen Leiter. Das Büro hatte jedoch einen eher unklare Zweckbestimmung. Als Schneider in seinem Regionalbüro einen Talentwettbewerb für junge Bands aufbauen wollte, wurde er daraufhin prompt vom Sender mit Abfindung entlassen.

 

Von seiner Abfindung finanzierte Schneider eine Europareise, die ihn 1998 schließlich auch nach Berlin führen sollte. Hier lernte er Jürgen Michaelis kennen, den Gründer des bekannten Berliner Synthesizerhersteller Jomox. Michaelis entwirft und baut bis heute elektronische Rhythmusmaschinen, die er an die Berliner Technoszene liefert. Schneider arbeitete ein Jahr für Jomox unentgeltlich, lernt hierdurch das Business kennen und knüpfte wertvolle Kontakte.

 

Die in Berlin stark präsente Technoszene interessierte sich gegen den allgemeinen Trend nicht für Musik aus dem Computer, sondern vorrangig für innovative Hardware-Geräte. Und kaufen wollte man diese am besten dort, wo man durch Gleichgesinnte über die neuesten Trends informiert wurde und eine Beratung auf Augenhöhe durch meist der Szene angehörende Mitarbeiter erhielt - Dinge, welche die üblichen Musikfachgeschäfte kaum bieten konnten.. 

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Andreas Schneider griff diesen Trend auf und eröffnete im Oktober 1999 im „Haus des Reisens“ am Alexanderplatz, wo sich zahlreiche Kreative auch aus völlig anderen Bereich zusammengefunden hatten, sein „Schneidersbüro“. Ein Treffpunkt für alle von Hardware-Musikgeräten begeisterten Musikenthusiasten. Mit diesem Konzept schreibt Schneider Musikgeschichte, denn egal ob Profimusiker oder Amateur, gerade auch die Techno-Szene wollte Musik mit den eigenen Händen ausüben und „begreifen“ können. 

 

Durch die Präsenz auf den für die Branche relevanten Messen, wie etwa der seinerzeit größten Musikmesse der Welt, der "Musikmesse Frankfurt", knüpfte Andreas Schneider aber auch Kontakte zu Herstellern wie etwa der auf modulare Systeme spezialisierten gräfelfinger Firma Doepfer. Mit der Zeit spezialisierte sich Andres Schneider mit seinem "Büro" dann ganz auf den Vertrieb von modularen Synthesizern. 

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Typisch für modulare analoge Synthesizer: Die diversen Kabel, die je nach Steckplatz für unterschiedliche Effekte sorgen.

| Typisch für modulare analoge Synthesizer: Die diversen Kabel, die je nach Steckplatz für unterschiedliche Effekte sorgen.


Schneiders Kundenjournal "STECKBLATT" mit Cover-Grafiken von Nik Neves, Superbooth.
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Schneiders Kundenjournal "STECKBLATT" mit Cover-Grafiken von Nik Neves, Musik-Bading.

| Schneiders Kundenjournal "STECKBLATT" mit Cover-Grafiken von Nik Neves

Schneiders Kundenjournal "STECKBLATT" mit Cover-Grafiken von Nik Neves, SchneidersLaden.

2009 zog Andreas Schneider zum Kottbusser Tor, wo er nun seinen „SchneidersLaden“, dem Nachfolger von "SchneidersBüro" eröffnete. "SchneidersLaden" versteht sich weiterhin als Kulminationspunkt, an dem all die vielen kleinen und großen Hersteller von Synthesizern und interessierte Kunden zusammentreffen. Denn oft fehlt es gerade den kleinen Herstellern an geeigneten Räumlichkeiten sowie dem notwendigen kaufmännischen Know-how, um erfolgreich zu sein.

 

Hier am Kottbusser Tor kann nun jeder interessierte nach Herzenslust die ausgestellten Systeme ausprobieren, sich von der rund 30 Mitarbeiter umfassenden Crew beraten lassen und im Anschluss die Ware aus dem damaligen Lager in der benachbarten Ritterstraße, wo sich seinerzeit auch das Büro befand, abholen. 


"SchneidersLaden" entwickelte sich mit der Zeit zu einem Treffpunkt der analogen Musikszene. Kaum eine nationale oder internationale Größe, die nicht schon einmal am Kottbusser Tor gewesen ist. Dies liegt auch daran, dass es Herrn Schneider wichtig ist, all die vielen kleinen Produzenten, die mit der Herstellung oft anspruchsvoller elektronischer Musikmaschinen beschäftigt sind, jedoch über nur wenige kaufmännische Erfahrungen verfügen, zu unterstützen und zu fördern.

 

Das modulare System erlaubt es nämlich, einen Großteil der oft in Kleinstserie hergestellten Instrumente und deren oft spezielle Effekte mit denen der weithin bekannten Synthesizerhersteller zu verbinden. Denn längst bauen Firmen wie Moog und Roland alte, analoge Modelle aus den Siebzigern und Achtzigern wieder nach. 

 

Auf Grund von Corona musste in jener Zeit auch "SchneidersLaden" geschlossen werden – ein Umstand, der durch erhöhte Onlinebestelllungen der Kunden allerdings mehr als wett gemacht wurde. Die Zahl der Mitarbeiter stieg daraufhin auf rund 30, zu denen bisweilen auch Auszubildende gehören, denen Schneider kaufmännisches Wissen vermittelt.

Irgendwie hat es ein Leuchtkasten bei den diversen Umbauarbeiten des benachbarten U-Bahnhofs Kottbusser Tor in den Laden von Herrn Schneider geschafft. Blick in den Kassen- und Bestellbereich.

| Irgendwie hat es ein Leuchtkasten bei den diversen Umbauarbeiten des benachbarten U-Bahnhofs Kottbusser Tor in den Laden von Herrn Schneider geschafft. Blick in den Kassen- und Bestellbereich.

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Analoge modulare Synthesizer von Doepfer. Seit der Produktion von Synthesizern durch die Graefelfinger Firma Doepfer ist die Welt der Hersteller von Synthesizern zweigeteilt: Entweder sie sind technisch mit dem Moog-System kompatibel oder mit dem "europäi

| Analoge modulare Synthesizer von Doepfer. Seit der Produktion von Synthesizern durch die Graefelfinger Firma Doepfer ist die Welt der Hersteller von Synthesizern zweigeteilt: Entweder sie sind technisch mit dem Moog-System kompatibel oder mit dem "europäischen System" der Fa. Doepfer.


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Superbooth-Logo 2023

| Superbooth-Logo 2023

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4 | Die Messe Superbooth

Schneiders Intention, die notwendige Rolle eines Vermittlers zwischen großen und kleinen Herstellern einerseits und den Kunden andererseits einzunehmen und damit Firmen, Musiker und Kreative zusammenzubringen, die sich sonst wohl nie kennengelernt hätten, war auch die Motivation, sich an Messen zu beteiligen. Bedeutete dies zunächst noch die Teilnahme an Veranstaltungen wie die des „Chaos Computer Clubs“ oder der später „Popkomm“  und der "Frankfurter Musikmesse" als der damals weltweit größten Messe, so wurde doch bald klar, das ein eigenes Konzept her musste, um die allzu tradierten Wege etablierter Messen zugunsten neuer Strömungen zu verlassen.

 

Dies war der Anlass für Andreas Schneider, die Messe „Superbooth“ für elektronische Musikinstrumente zunächst als Teil der Frankfurter Musikmesse aus der Taufe zu heben. Da die Frankfurter Messe immer weniger den Ansprüchen der elektronischen Musikbranche gerecht werden konnte, beschloss Andreas Schneider, die Superbooth 2016 nach Berlin als eigenständige Messe auszulagern. Inzwischen hat sich die Messe zu einem Festival mit rund 20 Konzerten pro Tag, Workshops für Jugendliche und Erwachsene sowie Interviews und Diskussionen entwickelt. Ausstellungsort ist mit Ausnahme der ersten Berliner Messe, die im Funkhaus Nalepastraße stattfand, das FEZ in Köpenick. Für die Superbooth 2023 vom 11.05. – 13.05.2023 wurden rund 250 Aussteller – von Kleinunternehmen bis hin zu den großen der Branche wie Moog oder Waldorf - erwartet. 


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5 | Herr Schneider und die Familie Bading

Die zahlreichen Aktivitäten von Andreas Schneider führten letztlich dazu, dass die Räume am Kottbusser Tor und in der Ritterstraße, wo er bislang sein Lager hatte, zu klein wurden. Zudem sollten günstiger gelegene Räumlichkeiten gefunden werden, die für die Kunden besser aufzufinden waren, als die doch recht versteckt liegenden Geschäftsräume am Kottbusser Tor.

 

So besuchte Herr Schneider bereits lange vor dem verhängnisvollen Brand das stadtbekannte Geschäft von „Musik-Bading“ an der Karl-Marx-Straße, um die Inhaberin in mehreren Gesprächen darum zu bitten, einen Teil Ihrer Räume an Herrn Schneider zu vermieten – zum gegenseitigen Vorteil. Doch Frau Bading lehnte ab. Der Laden sollte sich bis zum 100. Jahrestag weiterhin so präsentieren, wie einst bei seiner Eröffnung. Danach würde ausgeräumt und der Laden geschlossen werden. Eine Weiterführung des Geschäftes in anderer Hand- das kam für sie nicht in Frage. 

 

Der verhängnisvolle Brand in der Silvesternacht 2017/2018 sowie der Tod von Frau Liane Bading änderte die Dinge jedoch grundlegend. Die Geschäftsräume waren weitgehend zerstört, es musste jemand gefunden werden der sich in der Lage zeigte, die Räume wieder herzustellen. 

Das fast 100 Jahre bestehende Geschäft von Musik-Bading nach dem Brandanschlag. Eine Überraschung war es,  dass der Standort weiterhin der Musik verbunden blieb- wenn auch auf eine völlig neue Art.

| Das fast 100 Jahre bestehende Geschäft von Musik-Bading nach dem Brandanschlag. Eine Überraschung war es,  dass der Standort weiterhin der Musik verbunden blieb- wenn auch auf eine völlig neue Art.

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Die alte, längst geschlossene Storch-Apotheke an der Karl-Marx-Straße. Nunmehr ein Showroom für "SchneidersLaden".

| Die seit 110 Jahren bestehende Storch- Apotheke an der Karl-Marx-Straße. Nach dem wirtschaftlichen "Aus" der Apotheke konnte Herr Schneider die denkmalgeschützten Räume erwerben und als Showroom für "SchneidersLaden" nutzen.

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2022 eröffnete Herr Schneider in den alten Räumlichkeiten sein Abhollager, nachdem er zusammen mit der Eigentümerin, Frau Schybille, die zerstörten Geschäftsräume aufwendig wiederhergestellt hatte. Für mich, der den Laden von Musik-Bading noch vor der Katastrophe mit der Kamera besucht hatte, mutete dies wie ein kleines Wunder an inmitten der ansonsten eher von anderen Gewerbezweigen geprägten Karl-Marx-Straße. Gern war ich daher auch bei der feierlichen Eröffnung der neuen Außenstelle von "SchneidersLaden" dabei.

 

Die weiteren Pläne von Herrn Schneider sehen einen Ausbau der Dependance Bading vor. Denn auch die noch am Kottbusser Tor befindliche Werkstatt soll nach Neukölln ziehen und wird in der alten Remisen im Hofbereich des Hauses von Musik-Bading untergebracht. Und eines Tages wird wohl auch der jetzige Showroom nach Neukölln ziehen. Denn nahe dem Rathaus Neukölln ist Herr Schneider schon dabei, die denkmalgeschützten Räume der einstigen „Storch-Apotheke“ als künftigen Showroom zu nutzen. Denn hier ist er den im alten Ortskern Neuköllns ansässigen Kreativen besonders nahe. Man schaue sich um: Die Anzahl an Theatern, Künstlern, Musikern und auch so manchen hierauf  spezialisierten Verlag oder auch Labels ist beeindruckend. 

 

Die Tradition von Musik-Bading als einem weithin bekannten Musikstandort wird jedenfalls, wenn auch in moderner Form, weitergeführt. Ich bin gespannt...