Karl - Marx - Straße 220
Lucas Wollwaren & Trikotagen
Karl-Marx-Straße 220
Ein Gebäude im Wandel
Bild und Text: Lutz Röhrig
Auf der Suche nach Geschäften, die über lange Zeit die Karl-Marx-Straße prägten, stieß ich auch auf das Woll- und Trikotagengeschäft „Lucas“. Eine alte, von mir aufgefundene Postkarte zeigt nicht nur das Geschäft, sondern auch das gesamte Gebäude in der damaligen „Bergstraße 63“, der heutigen Karl-Marx-Straße 220. Die niedrige, lediglich dreistöckige Ausführung des Mietshauses weist es als Vorstadthaus aus, wie es damals für Rixdorf, dem späteren Neukölln, typisch war.
Wenn auch die Ausführung des Gebäudes auf den Zeitraum der sog. „Gründerjahre“ verweist, so muss doch insbesondere die Fassade des Mietshauses in den 1920er Jahren erheblich verändert worden sein. Es verlor seinen Stuck zugunsten einer hellen Putzfassade, die von waagerechten, die Fenster zusammenfassenden Farbflächen unterbrochen wurde.
Die Geschäftszone im Erdgeschoß hingegen erhielt eine Verkleidung aus hellbraunen Sandsteinplatten, die sicher auch auf das hier bereits vor dem Ersten Weltkrieg ansässige Wollwaren- und Trikotagengeschäft „Lucas“ zurückzuführen ist. Auch die Schaufenster mit ihrer mittig angeordneten, etwas nach hinten versetzten Eingangstür des von August Lucas geführten Geschäftes sind im Stil der 1920er Jahre gestaltet worden. Diese zeittypische Gestaltung gilt insbesondere für die den Namenszug „Lucas“ darstellenden Leuchtbuchstaben, die mittig über die Schaufensterzone angeordnet waren.
Über das Geschäft selbst ist indes nur wenig bekannt. Lediglich, dass es, wie die alte Postkarte ausweist, eine Verkaufsstelle des heute noch bestehenden Trikotagenherstellers "Bleyle“ gewesen war. Dem Berliner Telefonbuch nach bestand es noch bis nach der Wende, ehe es wohl einem Restaurant weichen musste.
| Das Gebäude Bergstraße 63, heute Karl-Marx-Straße 220 mit dem Woll- und Trikotagengeschäft "Lucas" nach der vermutlich in den 1920er Jahren durchgeführten Fassadenrenovierung.
| Das heutige Gebäude Karl-Marx-Straße 220. Längst ist auch die elegante Fassadengestaltung der 1920er Jahre weitgehend verschwunden. Lediglich die Sandsteinverkleidung des Erdgeschosses blieb erhalten, wie an der Hauseingangstür am linken Gebäuderand erkennbar ist (die Bäume sowie die große Leuchtwerbung des heutigen Geschäftes verdecken diese zum Teil).
Das damalige Gebäude "Bergstraße 63", heute Karl-Marx-Straße 220, hat den Krieg überlebt. Allerdings wurde die Fassade schlichter, die farblich abgesetzten Flächen im Stil der 1920er Jahre verschwanden, wie die Aufnahme von August 2023 zeigt. Lediglich die Sandsteinplatten-Verkleidung des Erdgeschosses blieben erhalten, wie man insbesondere noch über der Hauseingangstür am linken Gebäuderand erkennen kann.
Längst verschwunden ist hingegen auch das einstige Wollwaren- und Trikotagengeschäft „Lucas“ samt den schwungvollen Leuchtbuchstaben und der alten Schaufensterfront. Hinzugekommen ist hingegen, neben modernen Schaufenstern, ein weiterer Ladeneingang, was auf eine zumindest mögliche Teilung der Verkaufsfläche auf zwei Geschäfte hinweist.
Da es kaum mehr Unterlagen oder Fotos über das Geschäft „Lucas“ gibt, bin ich für jeden Hinweis dankbar.