Die Kurmark-Apotheke
Kurfürstenstraße
Topanker
Kurmark1
Bild und Text: Lutz Röhrig
Inzwischen sind sie ja selten geworden - Apotheken mit originären, noch aus der Eröffnungszeit stammenden Ladeneinrichtungen. Vieles fiel dem Krieg zum Opfer, anderes wurde mit Aufgabe des jeweiligen Apothekenbetriebs schlichtweg entsorgt. Weniges blieb zwar erhalten, dient aber nun einer gänzlich anderen Zweckbestimmung.
Doch in der Kurfürstenstraße im Berliner Stadtteil Schöneberg kann man diese Begegnung noch machen - mit einer in Betrieb befindlichen Apotheke, welche Ihre Ladeneinrichtung aus der Zeit ihrer Gründung besitzt und nutzt.
| Um in den Kellerräumen die notwendige Stehhöhe zu haben, liegt der Ladenbereich der Kurmark-Apotheke etwas erhöht. Zu ihm führen Stufen innerhalb des Standerkers empor.
| Eine wundervolle Tischlerarbeit.
Der Blick auf die Fassade legt nahe, das im Jahr 1877 nicht nur die Apotheke begründet, sondern auch das sie beherbergende Altberliner Mietshaus entstanden sein könnte. Tatsächlich war das Gebäude Kurfürstenstraße Nr. 154 lediglich vier Jahre zuvor durch E. F. Jacob errichtet worden.
Dieser hatte auch das Nachbargebäude Nr. 155 errichtet, dessen Fassade einst ein genaues Spiegelbild der Nr. 154 gewesen war. Leider hat es inzwischen seinen Stuck verloren. Ich bin dankbar, dass ich diese Apotheke fotografieren durfte und hoffe, dass die Kurmark - Apotheke auch weiterhin die Zeiten überdauert.
Treppe2
In einem Erker eingebaut befindet sich der Treppenaufgang zu der im Hochparterre liegenden Apotheke. Fast alles blieb seit der Eröffnung im Jahre 1877 erhalten: Die Granit - Stufen, die Messing - Handläufe, die Ladentür mit ihren gleichfalls in Messing ausgeführten geschwungenen Griffen sowie die hölzerne, in den Ladenbereich hineinreichende Umbauung der Treppe.
Insbesondere der nur über Treppenstufen erreichbare Eingangsbereich entspricht sicher nicht den modernen Anforderungen an einen möglichst niveaugleichen Zugang. Aber wer würde hier schon auf einen Umbau bestehen? Sehen wir es also den Gründerzeitbauherren nach - und erfreuen uns daran, das es etwas derartiges, trotz Krieg und der radikal anders gelagerten Architekturauffassung der Nachkriegsjahre, immer noch gibt...
| Die zum Ladenbereich hinaufführende Treppe.
| Das obere Ende der Treppe ist von einem in den Ladenbereich hineinragenden Windfang umgeben.
| Neben dem Windfang zieren noch immer alte Regale mit Unterschränke den Ladenbereich der Kurmark-Apotheke.
Innen3
| Die Ladentheke mit ihrem aufwendigen Intarsieneinlagen und der aufliegenden Marmorplatte ist einer der Blickfänger der Kurmark-Apotheke.
Doch nicht nur der Eingangsbereich blieb nahezu unverändert. Auch im Inneren blieb alles weitgehend beim Alten, was den ganz besonderen Charme der heute insbesondere auch auf chinesische Naturheilmedizin spezialisierten Apotheke ausmacht.
Ein Traum für jeden am historischen Ladenbau interessierte sind die alten Wandregale, die Unterschränke mit ihren reich mit Intarsien verzierten Türen und wundervollen Schubladen - Elementen.
Der nahe Blick eröffnet den ganzen Reichtum der wertvollen Tischlerarbeiten. Leider ist nicht bekannt, um welchen Künstler oder Ladenbaubetrieb es sich hier handelte, der einst diese Einrichtung ausführte.
| Auch der übrige Ladenbereich konnte noch viel von seinem alten Charme bewahren.
| Blick aus einem der Fenster auf die Straße.