Kinomuseum im ALEXA Berlin


Am Alexanderplatz

Kinomuseum Berlin

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Vorfuehrtechnik1

1 | Das Ende der analogen Vorführtechnik im Kino

Bild und Text: Lutz Röhrig 

Auch das Kino, das wir genau zu kennen meinen, unterliegt einem stetigen Wandel. Nicht nur inhaltlich, sondern insbesondere vor allem technisch. Denn vom Publikum kaum bemerkt, kam es hier in den letzten Jahren zu einem dramatischen Wandel, das unser bisheriges Bild von den Vorgängen in den Vorführräumen der Kinos für immer als ein Teil längst vergangener Geschichte erscheinen lässt.

Hört man das Wort „Kino“ so denkt man unwillkürlich an schwere Polstersessel, Popcorn und vielleicht an den ersten Kuss einer Jugendliebe, deren Name heute längst vergessen ist… In technischer Hinsicht jedoch gehen die Gedanken eher in Richtung knatternder Projektoren, großer, silberner Filmbüchsen, in denen der Film für die nächste Vorstellung sorgsam zusammengerollt ist und natürlich zum Filmmaterial selbst mit seinen rechteckigen Perforierungen an den Bildrändern. Doch mittlerweile ist dieses scheinbar untrennbar mit dem Begriff „Kino“ verbundene Zubehör fast vollständig aus den Projektionsräumen der meisten Lichtspieltheater verschwunden. 

Analoge Filmprojektoren (hier einer der Firma Ernemann) sind heute in modernen Kinos nur noch Ausstellungsstücke.

| Analoge Filmprojektoren (hier einer der Firma Ernemann) sind heute in modernen Kinos nur noch Ausstellungsstücke. 

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Einfahrt in den Hofbereich der ehemaligen Neuköllner Geyer-Werke mit ihrem markanten Schriftzug. Heute werden in dem expressionistischen Gebäudekomplex längst keine Hollywoodproduktionen mehr für die Kinos kopiert.

| Einfahrt in den Hofbereich der ehemaligen Neuköllner Geyer-Werke mit ihrem markanten Schriftzug. Heute werden in dem expressionistischen Gebäudekomplex längst keine Hollywoodproduktionen mehr für die Kinos kopiert. 

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Analoge Projektoren werden nicht mehr hergestellt, nur noch selten wird hinter den Kulissen mit klassischem Filmmaterial auf Filmtellern gearbeitet. Stattdessen werden moderne Filmproduktionen einfach in die Server der Kinos über Standleitung, per Satellit überspielt oder per Festplatte ausgeliefert. Damit entfällt zugleich aber auch die Tätigkeit eines spezialisierten Vorführers, der in der Lage ist, die komplexen analogen Projektoren einzustellen und im Havariefall entsprechend einzuschreiten.

Auch auf die Postproduktion hat dies erhebliche Auswirkungen: so kann etwa auf die Herstellung der zahlreichen analogen Filmkopien, die beim Start eines Films in vielen Kinos zur gleichen Zeit bereitliegen müssen, verzichtet werden. Daher meldeten 2013 auch die seit über 100 Jahren bestehenden legendären Neuköllner Geyer-Werke, in denen neben deutschen Filmen wie „Lola rennt“ auch zahlreiche Hollywoodproduktionen wie etwa die Matrix- Trilogie kopiert wurden, Konkurs an. Tom Tykwer, Regisseur u. a. von „Lola rennt", ließ dort in einer Art Hommage an die berühmten Geyer-Werke Kommissar Rath in der Krimiserie „Babylon Berlin“ ermitteln.


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2 | Das "Kinomuseum Berlin"

Das klassische analoge Kino gehört somit zu einer gerade untergegangenen Epoche. Umso wichtiger ist es, dass die bisherige Vorführtechnik wenigstens museal erhalten und wenn möglich auch erlebbar wird und bleibt. Denn nur im Rückgriff auf das Bisherige lässt sich die Qualität des Neuen bewerten – und gerade die ersten digitalen Projektoren entsprachen keineswegs der Güte und Abbildungsqualität moderner analoger Projektoren. In Berlin gibt es nur zwei Orte, an denen man sich dem Erhalt alter Kinotechnik widmet – eher als kleinerer Teilbereich in dem „Museum für Film und Fernsehen“ am Potsdamer Platz oder hoch spezialisiert im „Kinomuseum Berlin“ im Einkaufszentrum „Alexa“ am Alexanderplatz.

Bereits seit einigen Jahren beschäftigt sich der „Verein Kinomuseum Berlin e. V.“ unter Leitung des Vorstandsmitgliedes und Historikers Jean-Pierre Gutzeit  mit dem Erhalt und der Präsentation von analoger Kinotechnik. Seit dem 19. Juni 2019 ist das Museum in der 2. Etage des Alexa Shopping Centers am Alexanderplatz ansässig. Hier kann jeder spontan vorbeikommen, um sich auf rund 90 Quadratmetern über das Thema „Analoges Kino“ zu informieren – Anfassen der Exponate und Mitmachen durchaus erwünscht.   

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Blick in das Kinomuseum im Alexa Shopping Center. Kern der Sammlung sind analoge Kinoprojektoren - die nicht nur bestaunt, sondern auch gern vorgeführt werden.

| Blick in das Kinomuseum im Alexa Shopping Center. Kern der Sammlung sind analoge Kinoprojektoren - die nicht nur bestaunt, sondern auch gern vorgeführt werden. 


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Die Zahl der Kinos über die Jahrzehnte allein in Berlin lässt sich heute kaum mehr ermitteln. Postkarte der Belle-Alliance-Lichtspiele am heutigen Mehringdamm. Postkarte Sammlung Röhrig.

| Die Zahl der Kinos über die Jahrzehnte allein in Berlin lässt sich heute kaum mehr ermitteln. Postkarte der Belle-Alliance-Lichtspiele am heutigen Mehringdamm. Postkarte Sammlung Röhrig.

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3 | Gespräch mit dem Kinohistoriker Jean-Pierre Gutzeit

Während meines kurz entschlossenen Spontanbesuchs des Kinomuseums führte mich Jean-Pierre Gutzeit durch die umfangreiche Sammlung. Neben den ausgestellten Projektoren stellte er mir seine umfangreiche Fotogalerie ehemaliger Kinos ab dem Jahr 1895 vor, die sich an der Wand des Kinomuseums entlangstreckt. Hinweise gab es zudem auf die rund 150.000 Filmplakate und der umfangreichen Literatursammlung des Museums, anhand der er auch einige Fragen hinsichtlich ehem. Kreuzberger Lichtspielstätten beantwortete.  Es war ein sehr informativer Rundgang durch das Kinomuseum, an dessen Ende er noch eine Bitte an die Leser meines Artikels äußerte: 

 

Um die Filmtheater-Ausstellungen noch breitflächiger zu präsentieren und die seltene Projektionsanlage für 35/70mm Filme aus dem ehemaligen Royal Palast im Europacenter (welcher über die damals größte, gebogene Panoramabildwand der Welt verfügte) wieder en miniature aufzubauen und regelmäßige Klassiker-Reihen für Jung und Alt authentisch zu präsentieren, sucht der „Verein Kinomuseum Berlin e. V.“ unentgeltlich eine Räumlichkeit für mindestens drei Jahre auf mindestens 200 Quadratmetern, aber auch persönliche Mitgliedschaften und Unterstützer".


„Vielleicht“, so Gutzeit, „ergibt sich über die Leser des Artikels eine Idee, es meldet sich jemand oder auch eine Institution mit größerer Kelleranlage mit hoher Decke oder ein offizieller Veranstaltungsort in Berlin mit Nebenräumen.“

 

Ich hoffe sehr, dass dieser Wunsch nach neuen Räumlichkeiten in Erfüllung geht. Verdient hätte es die wirklich bemerkenswerte und vor allem sehr umfangreiche Sammlung des Kinomuseums in jedem Fall. 

 

Wer mit dem Kinomuseum und Herrn Gutzeit Kontakt aufnehmen möchte, kann dies gern über die Internetseite des Museums tun.

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Markanter Hinweis in der Alexa auf das Kinomuseum. Es zeigt in stilisierter Form das ehemalige Großkino "Lichtburg" am S-Bahnhof Gesundbrunnen.

| Markanter Hinweis in der Alexa auf das Kinomuseum. Es zeigt in stilisierter Form das ehemalige Großkino "Lichtburg" am S-Bahnhof Gesundbrunnen.