Ringbahnstraße 61
Inka-Pokale
Medaillen und Sportpreise in der Ringbahnstraße
Vorgeschichte1
1 | Ein Besuch bei Frau Karin Faustmann
Bild und Text: Lutz Röhrig
Traditionsgeschäfte, die seit vielen Jahrzehnten bestehen, werden im Umkreis des Tempelhofer Damms – und nicht nur dort - leider immer seltener. So hatte ich mir schon lange vorgenommen, einmal mit meiner Kamera bei „Inka-Pokale“ in der Ringbahnstraße 61, kurz vor der Ecke zum Tempelhofer Damm, vorbeizugehen. Doch dann kam Corona…. Nach dem bereits die Schließung, zu der es zum Glück nicht gekommen ist, angedacht war, wurde es nun höchste Zeit ein paar Fotos zusammen mit der Inhaberin von Inka-Pokale, Frau Karin Faustmann, von ihren Geschäftsräumen zu machen.
Meine Partnerin und ich wurden dann auch gern von Frau Faustmann durch den Laden geführt – was keineswegs selbstverständlich ist bei einer Geschäftsaufgabe. Wir waren beeindruckt von der Fülle der unterschiedlichen Sportfiguren, Pokale, Medaillen und Fantasiefiguren, wobei uns nach und nach bei unserem Rundgang auch die Geschichte des Geschäftes erzählt wurde.
| Die Inhaberin Frau Karin Faustmann mit einem ihrer Pokale. Im Hintergrund kann man die große Auswahl an Sportauszeichnungen, die im Ladengeschäft vorhanden sind, zumindest erahnen...
Tchibo2
| Sportfiguren und Auszeichnungen gibt es bei Inka-Pokale für fast jede Sportart, so auch Damen-Bowling.
2 | Ausbildung, Tchibo und Mikroverfilmung
Die Geschichte von „Inka – Pokale“ beginnt im Jahr 2001, als Frau Faustmann zusammen mit ihrer Schwester Ines Trawinski die Geschäftsräume von „Reisberg Motorradzubehör“ in der Ringbahnstraße übernahm. Dass es ausgerechnet ein Ladengeschäft für Sportpokale werden sollte, das lag am bisherigen beruflichen Werdegang von Frau Faustmann – und einem überraschenden Entschluss ihrer Schwester.
Aufgewachsen in Marienfelde, begann Frau Faustmann zunächst eine kaufmännische Lehre – die sie leider auf Grund eines langen Krankenhausaufenthaltes abbrechen musste. Unbewusst kam sie aber gerade dadurch ihrer späteren Tätigkeit näher. Denn nun erlernte sie das Gravieren von Schildern, Pokalen und sonstigen Metallgegenständen, das damals noch mit Hilfe von handgesetzten Buchstaben und ohne Computertechnik erfolgte. Da sich Frau Faustmann jedoch nicht nur auf das Gravieren reduzieren wollte, bewarb sie sich schließlich bei Tchibo. Denn hier hatte sie einen engeren Kontakt zu den Kunden, was ihr viel Freude bereitete. Bald wurde sie als Springerin in verschiedenen Filialen eingesetzt. Doch leider wurde die Arbeit nur schlecht bezahlt. Daher bewarb sich Frau Faustmann nun bei der Berliner Bank, die Anlernkräfte für den Bereich der Mikroverfilmung suchte. Acht Jahre blieb sie bei der Bank, doch der Kontakt zu den Kunden fehlte ihr hier.
Mikrofiche3
3 | Mikrofiche und Dominikanische Republik
So bewarb Frau Faustmann sich bei einem Westdeutschen EDV – Unternehmen, das Mitarbeiter in der Mikroverfilmung suchte und welches in der Stellenausschreibung auch Kontakt in der Anwenderberatung offerierte. Doch während ihrer sieben Jahre währenden Tätigkeit für das Unternehmen hatte sie auch hier keinen Kontakt zu den Kunden. Nach dem Mauerfall machte sich Ihr bisheriger Geschäftsstellenleiter selbstständig und Frau Faustmann folgte ihm nach längerer Überlegung. Doch nach anderthalb Jahren erhielt sie die Kündigung. Mit der Umstellung der Krankenkassen auf Chipkarten entfielen die bisherigen Krankenscheinhefte, was zu einem erheblichen Rückgang der Aufträge geführt hatte. Erstmals in ihrem Leben war Frau Faustmann nun arbeitslos.
Doch Frau Faustmanns jüngere Schwester machte sie auf eine Annonce in der Zeitung aufmerksam: ein Hotel in der Dominikanischen Republik suche Mitarbeiter für die Rezeption. Trotz anfänglicher Bedenken konnte die Schwester Frau Faustmann überzeugen. Und tatsächlich - die Arbeit erwies sich als abwechslungsreich und interessant. Doch nach sieben Monaten kam das Ende. Unerwartet verstarb der Vater und die Töchter machten sich viele Gedanken um ihre Mutter. Damit stand die Rückkehr nach Berlin fest.
| Natürlich sind auch Auszeichnungen für Fußballer vorhanden. Aber auch für Schiedsrichter und Torwarte gibt es spezielle Auszeichnungen.
| Fußball...
| ...Basketball...
| ...und Dart-Auszeichnungen.
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| Das Firmensignet von Inka- Pokale. Es besteht aus den Symbolen für die Sternzeichen Löwe und Stier (die Sternzeichen der Schwestern), über welchen die Sonne der Azteken strahlt.
4 | Die Gründung des Neuköllner Geschäftes
In Berlin war Frau Faustmann zunächst weiter arbeitslos. Ihre Schwester, eine gelernte Buchhalterin, fand hingegen, wie vor der Reise in die Dominikanische Republik abgesprochen, bei ihrem ehemaligen Arbeitgeber wieder eine Anstellung. Frau Faustmann hingegen wurde über eine Bekannte eine Beschäftigung in einem Neuköllner Geschäft für Sportpokale und Medaillen angeboten. Hier fertigte Frau Faustmann im Wesentlichen Gravuren an. Über das Arbeitsamt fand sie dann ihre nächste, gleichfalls eher kleinere Beschäftigung in einem anderen Ladengeschäft für Sportpokale, bei dem sie jedoch auch im Verkauf eingesetzt wurde - was ihre Kenntnisse auf diesem doch sehr speziellem Gebiet, das eine hohe Sachkenntnis erfordert, weiter vervollständigte.
Nachdem der Chef des Neuköllner Geschäftes jedoch verstarb, konnten sich die Erben hinsichtlich des Ladens nicht einig werden. Frau Faustmann wurden die Streitereien der Erben zufiel. In dieser Situation kam ihre Schwester auf die alles entscheidende Idee: Lass uns selbstständig machen. Frau Faustmann sollte für den Verkauf, Warenbestellungen und Service wie etwa Gravuren tätig sein, ihre Schwester für das Büro und die Buchhaltung. Auch der Name des Ladens stand bald fest: Inka – Pokale (INKA nach den ersten beiden Buchstaben der Vornamen Ines und Karin der Schwestern). Und auch der Entwurf eines Firmenlogos war kein Problem: Die Sternzeichen der beiden Schwestern Stier und Löwe, deren Symbole von der aztekischen Sonne überstrahlt werden.
| Dem Humor von Frau Faustmann ist auch diese Figuren-Kombi geschuldet. Was macht ein Biker, wenn er seine Maschine durch einen "Unfall" verliert? Genau, er zündet sich einen Stumpen an und sucht sich ein anderes Transportmittel- und sei es noch so ungewöhnlich...
| Da auch viele gläubige Polen zu ihren Kunden gehören, bietet Frau Faustmann auch ein Sortiment an eher sakral intendierten Figuren an.
| Es gibt bei Inka-Pokale aber auch Preise, über deren Erhalt der Betreffende sicher geteilter Meinung sein kann. Wer möchte schon beim Bowling als "Rattenkönig/in" ausgezeichnet werden...
| ...oder wer möchte von seiner Ehefrau diese "Dame" erhalten, womöglich noch mit spitzfindigen Anmerkungen über "Treue" und "gemeinsamer Zweisamkeit"...
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5 | Ein Schicksalsschlag
Am 27. Mai 2006 musste Frau Faustmann jedoch, nach dem ein Jahr zuvor bereits die Mutter verstorben war, einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen, als ihre Schwester mit nur 36 Jahren an Krebs verstarb. Hinzu kam, dass sie nun die Buchhaltung ihres Geschäftes selbst übernehmen musste. Eine schwere Zeit, die sie jedoch, wie andere Ereignisse zuvor, gemeistert hat.
Meine Partnerin und ich waren froh, Frau Faustmann, die uns überaus herzlich und mit vielen Anekdoten die Geschichte Ihres Ladens erzählte und uns ihr Sortiment gezeigt hat, kennengelernt und ihre Geschäftsräumen fotografiert zu haben. Wir hoffen, das sie auch die aktuelle Corona - Krise überstehen wird. Sie hätte es mehr als nur verdient...
| Auch für Pferdesportler wird eine große Anzahl an Preisen vorgehalten.
| Der doch recht große Laden von Inka-Pokale in der Ringbahnstraße.
| Ein Blick in eines der Schaufenster.