Alter Gutshof Freiberg
Alt - Mariendorf
Freiberg1
Bild und Text: Lutz Röhrig
Wer den Mariendorfer Damm bis zum Beginn der Alt-Mariendorfer Dorfaue entlang fährt, kann sich der Wirkung des im hellen Gelb gestrichenen alten Gutshofgebäudes kaum entziehen. Es ist vor allem die feine Noblesse, die dieses Gebäude auszustrahlen scheint und die den Betrachter in seinen Bann zieht. Eine durchaus beabsichtigte Wirkung, gehörte das Gutshaus doch keinem geringeren als Ferdinand Freiberg, einem Angehörigen der ältesten und einflussreichsten Familie Mariendorfs.
So wurde etwa ein Georg Freiberg bereits von 1530 bis 1549 als Bürgermeister von Berlin erwähnt. 1542 hatte dieser gemeinsam mit Hans Tempelhoff (Junior) ein Waldstück hinter „Richardsdorf“ (Rixdorf, heute Neukölln) erworben und geteilt.
Die Familie Freiberg besaß in Mariendorf umfangreichen Grundbesitz, zu denen auch das Restaurant Wilhelm Freiberg gehörte, dessen Gebäude noch heute – wenn auch in anderer Funktion – erhalten sind und deren Geschichte von mir ausführlich beschrieben wurde.
| Längsfront des ehem. Freibergschen Gutshauses in Alt- Mariendorf mit Blick auf den seitlichen Haupteingang. An der Giebelwand des Nachbarhauses ist noch immer die "Broker´s" - Werbung zu sehen - einer ehem. "Bierbörse" mit täglich sich ändernden Getränkepreisen, die das Gutshaus eine Zeit lang als Gaststätte nutzte.
Gutshof2
| Stirnseite des ehem. Freibergschen Gutshauses mit dem seitlichen Haupteingang. Bis 1905 schloss sich rechts an die Treppe ein parallel zur Straße verlaufender zweiter Wirtschaftstrakt an.
Seit dem 17. Jahrhundert stellte die Familie Freiberg den Schulzen von Mariendorf - ein Amt, das auch Ferdinand Freiberg bekleidete. Nach dem Ausbau der nach Berlin führenden Chaussee in den Jahren von 1836 – 1838, von dem auch sein nun direkt an der Chaussee liegender Gutshof tangiert wurde, ließ er sein nun an einer Straßenecke liegendes baufälliges Wohnhaus 1846 abreißen und durch einen aufwendigen Neubau ersetzen.
Gemäß dem damaligen Zeitgeschmack erhielt das eingeschossige Gebäude eine klassizistische Fassade mit kleinen, die Ecken im Dachbereich markierenden Ziertürmen. Das Dachgeschoß selbst erhielt, um die Nutzfläche zu vergrößern, einen relativ hohen Drempel und wird von Dachgauben sowie seitlichen Rundbogenfenstern belichtet.
Hofbereich3
An dem Gutshaus schlossen sich zwei Wirtschaftstrakte an, wodurch eine u-förmige Hofanlage entstand. Aus diesem Grund erfolgt der Zugang zum Wohnhaus seitlich über eine Freitreppe. Mit dem erneuten Ausbau des heutigen Mariendorfer Damms im Jahr 1905 wurde jedoch der vor dem Eingang sich längs der Straße erstreckende Wirtschaftstrakt abgebrochen, so das heute lediglich der hintere, aktuell vom Friseursalon Haarschmiede genutzte erhalten ist.
Nach der Aufgabe des Gutshauses durch die Familie Freiberg hatte das Gebäude am Mariendorfer Damm 131 unterschiedliche Nutzer. So war hier u. a. die Gaststätte "Heidekrug" sowie eine Filiale der „Berliner Bank“ untergebracht, ehe es in den 1990er Jahren erneut in ein Restaurantbetrieb mit wechselnden Inhabern und Konzepten umgewandelt wurde.
| Der erhaltene erste Wirtschaftstrakt des ehem. Freibergschen Gutshauses, welcher heute u. a. durch den Friseursalon "Haarschmiede" genutzt wird. Das Gutshaus ist links am Ende des Wirtschaftstraktes gerade noch zu erkennen.
Villa4
| Der Blick zur Bar. Einst befand sich hier der Kassenschalter der "Berliner Bank". Der Raum dahinter diente dem Filialleiter als Büro. Im Keller war der große Tresor untergebracht. Einen womöglich gut gefüllten Tresor sucht man heute hier jedoch bei einem Gang zur Toilette vergebens...
Nach Mietern wie dem "Heidekrug" oder der "Berliner Bank" sowie dem Restaurant "Broker's" und einem längeren Leerstand eröffnete 2013 ein griechisches Restaurant in dem alten Gutshaus. Die Villa Christina offeriert, wovon wir uns auch selbst überzeugen konnten, leckere mediterrane Kost im mittleren Preissegment.
Schön, dass dadurch der bereits leicht baufällige Gutshof wieder zu neuem Leben erweckt worden ist - ob man hier um die Geschichte des alten Gutshof und der Familie Freiberg weiß?
| Blick in dem Gastraum rechts der Bar. Hier befand sich einst die Wertpapierabteilung der "Berliner Bank".
| Bevor zunächst die "Berliner Bank" und heute die Villa Christina in das Gebäude einzogen, gab es hier viele Jahre bereits eine Gastwirtschaft: den "Heidekrug".