Mariannenstraße 25
Grabsch Getränkemarkt Lichterfelde
Mariannenstraße 25
Eine Überraschung für den ältesten Sohn
Bild und Text: Lutz Röhrig
Wenn man die sich zwischen Marienfelde und Lichterfelde erstreckende Hildburghauser Straße im Süden Berlins entlangfährt, dann sind die auffälligen Schilder meist bayerischer Brauereien am Eckhaus Hildburghauser- und Mariannenstraße nicht zu übersehen. Und da wir mit unserem ältesten Sohn einen ausgesprochenen Liebhaber in Sachen edler Biere in unserer Familie haben, so war es einmal an der Zeit, zu diesem besonderen, auf kleine und hierzulande meist unbekannte bayerische Brauereien spezialisierten Getränkemarkt zu fahren – ohne dass unserem ältesten Sohn das Ziel der Autofahrt verraten werden würde.
Als wir dann den kleinen Parkplatz neben dem Haus erreichten, sah natürlich auch unser Ältester all die vielen beleuchteten Brauereischilder an der Fassade und wurde zusehends neugieriger. Doch erst beim Betreten des Getränkemarktes merkt man, wie groß die Auswahl an Bieren tatsächlich ist. Ich gebe zu, wir waren angesichts der Auswahl ein wenig überfordert.
| Im Berliner Süden dank des Getränkemarktes bestens bekannt: Das Eckhaus an der Hildburghauser Straße (rechts) Ecke Mariannenstraße. 200 verschiedene, meist bayerische Biersorten erwarten den Kenner.
| Die zwei mit zünftigen Lederhosen und Gamsbart-Hut bekleideten Berliner Bären sind das Markenzeichen des auf bayerische Biere spezialisierten Getränkemarktes Grabsch.
| Auffällig ist der Getränkemarkt vor allem durch die zahlreichen Leuchtkästen der einzelnen Brauereimarken, die an der Fassade angebracht wurden.
Doch zum Glück gibt es ja den Chef des Ganzen, Herrn Abbasali Zarebidoki. Er kennt sich hervorragend aus und ist ein anerkannter Kenner der Materie. Und so erfuhren wir viel über die Unterschiede der einzelnen Biere und ihre Besonderheiten. Ein wichtiger Fakt ist z. B., dass viele Biere hier noch ihre Lebendkulturen besitzen, während dies bei den üblichen Biersorten, der Haltbarkeit wegen, durch Pasteurisieren abgetötet wurde.
Was wir auch erfuhren, ist die Geschichte des Spezialgeschäftes für bayerische Biere. Begründet wurde der damals noch im damaligen West-Berlin liegende Getränkehandel in den 1970er Jahren von Georg Grabsch. Anfangs gab es in seinem Getränkemarkt nur zwei Bayerische Biersorten, was sich aber angesichts der Leidenschaft von Herrn Grabsch, kleinere, in Berlin noch unbekannte bayerischere Brauereien aufzuspüren und dann die Biere mit seinem kleinen Laster samt Anhänger direkt vor Ort abzuholen, bald ändern sollte. Die Geschäfte liefen derart gut, dass bis heute rund 200 verschiedene Biere angeboten werden.
In den 1980er Jahren kam es dann zum Generationswechsel, als der aus dem Iran stammende, in Berlin an der Freien Universität Politische Wissenschaften studierende, heutige Inhaber Abbasali Zarebidoki zunächst als studentische Hilfskraft in dem Getränkemarkt zu arbeiten begann. Es kam, wie es mitunter so kommt: Die Tochter des Hauses verliebte sich in den jungen Studenten, der dann 1984 offiziell in das Ladengeschäft seiner Schwiegereltern eintrat.
Nach der Wende hegte auch Herr Abbasali Zarebidoki die Absicht, in den Ostteil der Stadt zu expandieren. Doch seinen im Bezirk Prenzlauer Berg gelegenen Getränkemarkt musste er auf Grund des dort zuletzt eingeführten Parkraumkonzeptes, dem viele seiner Kunden ein „Knöllchen“ zu verdanken hatten und daher nicht mehr zu ihm in den Laden kamen, 2011 wieder aufgeben. So blieb es bis heute allein bei dem Stammgeschäft in Lichterfelde.
| Blick in eines der Regale mit seinen zahlreichen Bieren. Dem Kundigen steht eine große Auswahl an hellen und dunklen Bieren zur Verfügung.
| Ein wenig passende Deko wie diese Deckelkrüge darf natürlich nicht fehlen.
Ende November besuchten wir Herrn Abbasali Zarebidoki erneut. Unser Ältester feierte seinen 26. Geburtstag. Und ich hatte da eine ungefähre Ahnung, mit was ich ihm eine Freude bereiten konnte. Ich ließ mir einen leeren Kasten geben und füllte diesen zusammen mit unserem mittleren Sohn mit 20 verschiedenen Biersorten – eine Art alkoholischen Adventskalender sozusagen. Die Freude des Ältesten, der den Bierladen ja noch vom ersten Besuch bestens in Erinnerung hatte, war denn auch beim Überreichen dieses speziellen Geschenkes groß.
Ich hoffe, dass der auf bayerische Biere – und auch alkoholfreien Getränken wie Mineralwasser und Fruchtsäfte – spezialisierte Getränkemarkt Grabsch noch lange bestehen wird. Schließlich haben wir noch längst nicht alle Biersorten probiert…
| Der Getränkemarkt von Georg Grabsch als Biertankstelle der Nachbarn Hampe (der Zeichner) und Pavel - eine Analogie, die angesichts der früher gegenüberliegenden Tankstelle besonders passend war.