Ein Jubiläum und Abschied


Drei Familienunternehmungen

Karte Tempelhof - Schöneberg

Ein Jubiläum und Abschied

Druckerei, Fußpflegesalon und das Wahlkreisbüro der Familie Müller

Inhalt und Kapitelübersicht
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Vorwort1

1 |  Ein Jubiläum und Abschied

Text: Lutz Röhrig  Bild: Lutz Röhrig

Die Räume der Druckerei Müller in der Manfred-von-Richthofen-Straße 19 sind ein bekannter Ort in Tempelhof. Nicht nur durch die seit 1968 in Tempelhof bestehende Druckerei selbst, die als eine der letzten Druckereien in Berlin noch mit dem traditionellen Bleisatz arbeitet, oder wegen dem hier ebenfalls


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ansässigen Wahlkreisbüros des Regierenden Bürgermeisters Michael Müllers, sondern auch durch den fest im Kiez verwurzelten, medizinischen Fußpflegesalon von Margrit Müller, der Mutter des noch amtierenden Regierenden Bürgermeisters von Berlin. Doch nun, nach 53 Jahren, geht die Ära der drei Einrichtungen unter einem Dach zu Ende.

Frau Margit Müller, Mutter des Regierenden Bürgermeisters von Berlin.

| Frau Margrit Müller erhält durch Frau Marlies Königsberg von der Unternehmer Initiative Tempelhofer Damm e. V. kleine Präsente - fotografisch festgehaltene Erinnerungen inklusive. 

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Außenansicht der Druckerei Müller in Tempelhof.

| Der Eingang zu den drei seit Jahrzehnten bestehenden Institutionen im Kiez des Fliegerviertels. Bald nur noch Erinnerung.

2 |  Seit 45 Jahren - der Fußpflegesalon

Das 45-jährige Firmenjubiläum von Frau Margrit Müller (77), das sie am 22. September 2021beging, ist schon etwas Besonderes. Nur wenige Unternehmen können überhaupt auf eine derartig lange Zeit des Bestehens verweisen. Es zeigt aber auch, wie beliebt Frau Müller bei Ihren Kunden ist.

 

Seit Mitte der 1970er Jahre hatte Frau Margrit Müller zunächst Ihr damaliges Kosmetik- und Fußpflegestudio in jenem Teil der Räume untergebracht, den heute ihr Sohn Michael Müller als Bürgerbüro nutzt. Mit dem politischen Aufstieg ihres Sohnes überließ sie ihm die Räume rechts vom Eingang, gab die Gesichtskosmetik auf und verlegte ihre nun auf medizinische Fußpflege reduzierte Praxis unmittelbar neben die Räume der Druckerei. Seither lagen Fußpflege und Druckerei im hinteren Teil der Ladenräume Seite an Seite.

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Schon bei meinen ersten Aufnahmen vor der Ladentür ging diese überraschend auf und Frau Müller bat mich hinein. Eine offene, herzliche Begrüßung. Auch die nachfolgenden Jubiläumsgäste, in der überwiegenden Zahl umliegende Händler und Stammkunden, wurden jeweils mit einem Gläschen Sekt aus der Hand der Gastgeberin oder der beiden Enkelkinder empfangen.

 

Man kennt sich schon lange hier im Kiez und freut sich mit und füreinander. Wehmut kam daher auf, als Frau Müller noch einmal ihren Entschluss verkündete, bis Jahresende in den Ruhestand zu gehen. Und auch die Druckerei würde nun aufgegeben werden – ebenso wie das Wahlkreisbüro, da sich Ihr Sohn Michael Müller nun in Charlottenburg-Wilmersdorf für den Bundestag zur Wahl stellen würde.

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Der Fußpflegesalon von Frau Margit Müller neben den Räumen der Druckerei.

| Blick in den medizinischen Fußpflegesalon von Margit Müller. Foto: Marlies Königsberg.


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Michael Müller mit seinem verstorbenen Vater Jürgen Müller.

| In der Druckerei erinnert vieles an Jürgen Müller (rechts), hier ein Foto zusammen mit seinem Sohn Michael. 

3 |  Seit 53 Jahren - die Druckerei Müller

Wenn man über die Seiten älterer Bücher mit der Hand streicht, dann merkte man die feinen Erhebungen, welche die Bleisatzlettern auf dem Papier hinterließen. Ein Gefühl, an das ich beim Lesen aktueller Druckwerke doch sehr vermisse. Denn im modernen Fotosatz gibt es diese spezielle Haptik nicht mehr. Sie ist längst aus unseren Druckwerken und damit aus unserem Bewusstsein verschwunden, wie es auch die zugehörigen Druckereien bald sein werden. Einer der letzten Orte, an dem man noch im Bleisatz arbeitete, war die Druckerei Müller.

 

Bald nach ihrer Ausbildung zur Industriekauffrau lernte sie bei einer Weiterbildung in einer privaten Handelsschule ihren Mann Jürgen Müller, einen gelernten Schriftsetzer, kennen. 1962 übernahm das Paar in Neukölln eine kleine Druckerei mit 8 Angestellten. Die Bedienung der alten Bleisatzmaschinen, an denen überwiegend Kirchenzeitungen gedruckt worden sind, lernte Frau Müller schnell.

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Zwei Jahre später wurde der gemeinsame Sohn Michael geboren. 1968 zog die nun verkleinerte Druckerei in die Manfred-von-Richthofen-Straße an ihren jetzigen Standort. Fortan wurden überwiegend Familienanzeigen gedruckt.

 

Politisch gehört Frau Müller der SPD an. Doch anders als ihr verstobener Mann, der sich sehr stark in der SPD engagiert hatte und u. a. Bezirksverordneter, Kreisdelegierter und Vorsitzender der Selbstständigen war, strebte sie nie eine Funktion in der Partei an. 

 

Modell einer alten Druckerei zur zeit Gutenbergs.
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Blick in die Druckerei.

| Die Druckerei Müller war nur eine kleine Kiezdruckerei - aber eine der wenigen in Berlin, die noch mit dem traditionellen Bleisatz arbeitete. Heute eine Rarität, wenn auch sicher etwas moderner, als die Gutenberg-Druckerei aus dem Jahr 1445 des nebenstehenden kleinen Modells, das eine Wand im Laden zierte.


Die alte Linotype Druckmaschine der Druckerei Müller.

| Heutzutage eine Seltenheit im Druckereigewerbe: Eine Linotype Druckmaschine. Ein Teil der alten Druckmaschinen soll in Müllers neuem Büro als kleine Reminiszenz und zur Ansicht für Besucher wieder aufgestellt werden. 

Satzkästen und Bleilettern.

| Wo findet man sie noch, die ausgiebigen "Setzkastenlandschaften" einer ganz auf Bleisatz spezialisierten Druckerei. Viele gibt es nicht mehr.

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4 |  Seit 20 Jahren - das Wahlkreisbüro Michael Müller

Frau Müllers Sohn Michael hingegen wuchs durch seinen Vater in die Parteiarbeit hinein. Nach seiner Ausbildung zum Bürokaufmann arbeitete er bis 2001 als Drucker in der familieneigenen Druckerei. Seit 1981 Mitglied der SPD, war er zunächst in der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof tätig.

 

Seit 1996 Mitglied des Abgeordnetenhauses Berlin, wurde er 2014 als Nachfolger von Klaus Wowereit ins Amt des regierenden Bürgermeisters gewählt. 2021 tritt er als Direktkandidat des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf für den Bundestag an. Trotz der in einigen Tagen bevorstehenden Bundestagswahl und seines Amtes als noch amtierender „Regierender Bürgermeister“ ließ es sich Michael Müller nicht nehmen, den restlichen Tag zusammen mit seiner Mutter und den Gästen zu verbringen.

 

Schließlich kennt er die meisten Geschäftsinhaber im Umkreis. Es war eine gelockerte Stimmung und eine angenehm herzliche Zeit bei den Müllers, mal ganz in Familie sozusagen. Eigentlich geht es bei den Müllers in der Familie auch nicht anders zu als bei uns und unseren drei Söhnen. Schön, wenn Politik noch so nahbar und bodenständig ist. 

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller.

| Michael Müller, mit einem befreundeten Ehepaar, dass einst beim RIAS arbeitete (und daher eng mit Nero Brandenburg befreundet war), und seine Mutter.

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Autogramkarten Michael Müllers.

| Gehört nun einmal zur Ausstattung eines Wahlkreisbüros.

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Bild Jürgen Müllers.

| Die Zeit geht weiter, Dinge ändern sich. Doch die Erinnerung, sie bleibt.

Plakat Michael Müller an seiner Bürotür.

| Viele Jahre stand die Tür zum Wahlkreisbüro von Michael Müller jedem offen - und wird es an anderer Stelle wieder sein.


Setzkästen und Werkbank in der Druckerei Müller in Berlin Tempelhof.

| Setzkästen und Bleilettern. Wo sieht man dies noch.

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Jens Fischwasser mit Frau Marlies Königsberg von der Unternehmer Initiative Tempelhofer Damm e. V..

| Jens Fischwasser mit Marlies Königsberg von der Unternehmer Initiative Tempelhofer Damm e. V.