Das Internationale Congress Centrum (ICC)


Ein Monument unter Denkmalschutz

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Das ICC

Ein Monument unter Denkmalschutz

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Das ICC. Zeitmonument und Architekturikone

Bild und Text: Lutz Röhrig 

Mit meinen Fotos möchte ich gern im Detail vor Augen führen, warum selbst ein in der öffentlichen Meinung als eher schwierig wahrgenommenes Bauwerk erhaltenswert erscheint. Eine Aufgabe, die insbesondere angesichts der Dimension des Internationalen Congress Centrum (ICC) in Berlin, das, seit mehreren Jahren geschlossen, einem ungewissen Schicksal entgegendämmert, mehr als nur herausfordernd erscheint.

 

Denn schon allein die Abmessungen des Bauwerks sind gewaltig: 320 m lang, 80 m breit und über 40 m hoch, kann das riesige Bauwerk 20.000 Kongressteilnehmer in mehr als hundert Sälen gleichzeitig in seinen Mauern beherbergen.


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Seit Jahren versuche ich, den beeindruckenden, gleichwohl von Anfang an ob seiner ungewöhnlichen Architektur heftig in der Diskussion stehenden Mammutbau vor Abriss oder der Umwandlung zu einem Einkaufszentrum oder einer vorgelagerter Flughafenabfertigung (!) durch das Aufmerksam machen auf den originären Nutzen und der baukünstlerischen Wertigkeit zu bewahren. 

Es ist dem Landesdenkmalamt und Herrn Dr. Christoph Rauhut (hier im ICC aus Anlass des "Tag des offenen Denkmals" 2023) zu verdanken, dass das ICC unter Denkmalschutz gestellt werden konnte.

| Es ist dem Landesdenkmalamt und Herrn Dr. Christoph Rauhut (hier im ICC aus Anlass des "Tag des offenen Denkmals" 2023) zu verdanken, dass das ICC unter Denkmalschutz gestellt werden konnte. 

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Eine Herausforderung stellt das Fotografieren der Front des ICC aus relativer Nähe dar. Doch mein auf Architekturfotografie spezialisiertes Equipment zeigt sich dem gewachsen.

| Eine Herausforderung stellt das Fotografieren der Front des ICC aus relativer Nähe dar. Doch mein auf Architekturfotografie spezialisiertes Equipment zeigt sich dem gewachsen. Links und rechts des Zugangswegs befinden sich die Lichtschächte der Kfz - Unterfahrt.

Die Kfz - Unterfahrt dient Taxen wie privaten Pkws als Zufahrt zum Gebäude bzw. dem am Ende der Zufahrt liegenden Parkhaus.

| Die Kfz - Unterfahrt dient Taxen wie privaten Pkws als Zufahrt zum Gebäude bzw. dem am Ende der Zufahrt liegenden Parkhaus. Bemerkenswert auch hier die zeittypischen Kugelleuchten und orangen Wandfliesungen.

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Das International Congress Centrum (ICC) Berlin. Treppen zur Vorfahrtsebene.

| Charme der Endsiebziger auch bei den Aufgängen aus der Vorfahrtsebene zu den Haupteingängen. 

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Fahrtreppen führen von der Unterfahrebene zur Oberfläche.

| Das Gesamtfassungsvermögen aller Säle von 20.000 Kongressteilnehmern machte die riesige Vorfahrtsebene unter dem Gebäude erforderlich. Alle Ebenen innerhalb wie außerhalb des Gebäudes sind über Rolltreppen erreichbar. 


Blick in die Unterfahrebene des ICC.

| Die riesige Vorfahrtsebene aus dem Blickwinkel der Straß0enzufahrt. Die Lage des ICC direkt über einem Autobahnkreuz ist geradezu ideal. Hinzu kommt die S-Bahn. Wohl kaum mehr ausgeführt wird wohl der geplante U-Bahnhof "Messedamm" in Verlängerung der U3 (vom derzeitigen Endbahnhof Uhlandstraße über Adenauerplatz ausgehend), für den im Bereich der Passerelle  bauliche Vorleistungen getroffen worden sind.

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Am 3. September 2019 wurde das Berliner Internationale Congress Centrum (ICC) endlich unter Denkmalschutz gestellt. Auch wenn die Architektur der 1970er Jahre nicht immer den Geschmack eines jeden einzelnen entspricht, so ist sie doch künstlerischer Ausdruck jener Zeit.

 

Mit dem am 2. April 1979 eröffneten ICC verbindet sich eine einmalige architektonische wie ingenieurtechnische Leistung, die alle Punkte von der Rauminnenausgestaltung bis hin zur Fassadengestaltung und der Organisation des Baukörpers betrifft.

 

Längst ist zudem das ICC zu einem Wahrzeichen unserer Stadt geworden und selbst im Zustand des Stillstandes noch eine Ikone - ob wir dies wahrhaben wollen oder nicht. Und auch International hat das ICC noch immer viele Führsprecher - selbst nach der Stilllegung wurde es als eines der besten Kongresszentren dieser Welt ausgezeichnet. 


Gewiss, dass ICC ist in die Jahre gekommen. Vieles würde man heute anders machen, auch ist die Technik renovierungsbedürftig. Eine Sanierung sollte jedoch den zeithistorischen wie architektonischen Wert des riesigen Bauwerks berücksichtigen.

 

Die Unterschutzstellung durch das Denkmalamt wird hoffentlich verhindern, dass es hier zu rabiaten Änderungen in den Innenräumen oder an der Fassade kommt. Damit erginge es den ICC besser, als etwa dem U – Bahnhof Schloßstraße oder dem Bierpinsel, welche gleichfalls vom Architektenehepaar Ralf Schüler und Ursulina Schüler – Witte errichtet worden sind.

 

Und Berlin braucht ein Kongresszentrum dieser Größenordnung dringender denn je. Damals wie heute gibt es für Großkongresse keinen besseren Ort, an dem bis zu 20.000 Menschen gleichzeitig (!) geeignete Räume in fast jeder Größenordnung vorfinden können. Auch eine Nutzung als Museums- und Kunstzentrum ist denkbar, wie das Projekt "ICCA" in seiner Studie beweist. Hoffen wir, dass meine Bilder nicht zu eine Art Nachruf werden. Denn Denkmalschutz bewahrt leider nicht immer vor unpassenden Veränderungen oder schlussendlichem Abbruch. 

Das International Congress Centrum (ICC) Berlin. Rolltreppen zum Haupteingang.

| Vorfahtsebene mit den Fahrtreppe zum Haupteingang.

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Blick von der Unterfahrt zur Erdgeschossebene des ICC Berlin

| Blick von der Unterfahrt zur Erdgeschossebene.

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Blick zur Ausfahrt aus der Unterfahrebene des ICC Berlin.

| Die Zufahrt zur Unterfahrts - Ebene. Im Hintergrund das als Ersatz für das ICC gedachte "Cubix" - Messegebäude. Es ist jedoch weder von der Kapazität noch von der Architektur her auch nur annähernd mit dem riesigen ICC vergleichbar.


Das International Congress Centrum (ICC) Berlin. Eingang Messedamm.

| Eingang Messedamm mit seitlichem Beleuchtungsträger.. 

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as International Congress Centrum (ICC) Berlin. Seitlicher Hauptträger.

| Das Dach bilden schwere Eisenträger, an denen das Gebäude "aufgehangen" worden ist. Rechts einer der Treppentürme. 


Das International Congress Centrum (ICC) Berlin. Passerelle.

| Zugang zur sog. "Passerelle". Sie entstand zeitgleich mit dem ICC. Die Passerelle gewährleistet nicht nur einen sicheren Zugang zum ICC unter die stark befahrenen mehrspurigen Straßen des Umfelds, sondern auch zu einem geplanten künftigen U-Bahnhof "Messedamm", für den bauliche Vorleistungen getroffen worden sind. 

Das International Congress Centrum (ICC) Berlin. Brückenbauwerk über den Messedamm.

| Brückenbauwerk über dem Messedamm. Rechts die eigens für das Brückenbauwerk in den Messekomplex eingefügte moderne Halle. Die Verbindung eines Kongresszentrums mit einem Messegelände ist auch international eine Besonderheit. Und ebenso eine Besonderheit ist der 1926 aus Anlass der 3. Internationalen Funkausstellung in Betrieb genommene Funkturm. Auch die weltweit erste Fernsehsendung wurde 1932 von hier ausgestrahlt. Schade, das es das früher hier befindliche Rundfunkmuseum nicht mehr gibt. 

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Zugangstreppen aus der Vorfahrtsebene zu den Haupteingängen am Vorplatz.

| Zugangstreppen aus der Vorfahrtsebene zu den Haupteingängen am Vorplatz.  

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Das International Congress Centrum (ICC) Berlin. Blick auf den Gesamtkomplex vom Funkturm aus.

| Nur aus der Höhe lassen sich die gewaltigen Dimensionen des ICC vollständig zu erfassen. Links auf dem Fahnenmast gesäumten Vorplatz die Lichtschächte zur darunterliegenden Vorfahrtsebene, ganz rechts das Parkhaus. In der Mitte das Brückenbauwerk zum Messegelände. Eigens hierfür musste eine aus den 1930er Jahren stammenden Messehalle abgerissen und in moderner Form neu errichtet werden.  


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Das Gebäude ist organisatorisch im Erdgeschoss längsgeteilt. Die linke Seite erhielt eine rote Farbkennung, die rechte eine Blaue. In der Mitte die Fahrtreppen zum Obergeschoss.

| Das Gebäude ist organisatorisch im Erdgeschoss längsgeteilt. Die linke Seite erhielt eine rote Farbkennung, die rechte eine Blaue. In der Mitte die Fahrtreppen zur Mittelebene.

Ein Blick ins Innere des ICC

Wirkt schon das Äußere des ICC wie eine Art Raumschiff, so unterstreicht das für seine Zeit technisch hochmoderne Innendesign den futuristischen Eindruck noch. Doch nichts ist hier dem Zufall oder gar einer Launenhaftigkeit überlassen. Schließlich müssen bei voller Besetzung aller Säle über 20.000 Menschen der Weg zu genau ihrem Platz in einem der 100 Säle gewiesen werden - und im Anschluss wieder zurück zu den Ausgängen und Fahrzeugstellplätzen. Es sind zahlenmäßig die Einwohner einer Kleinstadt, die hier jeweils zu dirigieren sind.

 

Der Lichtdesigner Frank Oehring entwarf dazu zusammen mit dem Architektenpaar Ralf Schüler und Ursulina Schüler - Witte ein System aus farbigen Leuchtröhren in den Leitfarben rot und blau, welches innerhalb kürzester Zeit jedem Kongressteilnehmer den Weg zum richtigen Saal finden ließ. Hinzu kam eine gute Organisation aller Fahr- und Zugangstreppen im und außerhalb des Gebäudes.

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In der Mitte des Erdgeschosse befand sich der das Gebäude in Längsrichtung teilende Informationsbereich.

| In der Mitte des Erdgeschosse befand sich der das Gebäude in Längsrichtung teilende Informationsbereich. 

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Links und rechts des Informationsbereiches ging es zu den Garderoben und den jeweiligen Aufgängen zu den Sälen.

| Links und rechts des Informationsbereiches ging es zu den Garderoben und den jeweiligen Aufgängen zu den Sälen. In Bildmitte eine Werbevitrine. Hersteller wie die KPM konnten hier angesichts des zahlungskräftigen Publikums für ihre Produkte werben.


Über die unterhalb der Informationstafel zu sehende Fahrtreppen gelangte man vom Erdgeschoss zur mittleren Verteilerebene.

Über die unterhalb der Informationstafel zu sehende Fahrtreppen gelangte man vom Erdgeschoss zur mittleren Verteilerebene. Ein gut durchdachtes Informationssystem half - neben einer Vielzahl an Mitarbeitern - jeden Teilnehmer, seinen Saal oder Raum zu finden.

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Neben dem guten Informationssystem half auch die übersichtliche und gut durchdachte Organisation der Fahr- und Zugangstreppen, das sich die Kongressteilnehmer schnell zurechtfinden konnten.

| Neben dem guten Informationssystem half auch die übersichtliche und gut durchdachte Organisation der Fahr- und Zugangstreppen, das sich die Kongressteilnehmer schnell zurechtfinden konnten.


DIe Fahrtreppen der mittleren Ebene des ICC.

| Im Hintergrund ist der kleine Imbiss für Kaffee, Sekt oder Snacks zu sehen - wichtig bei längeren Kongressen für den kleinen Hunger zwischen durch oder einfach nur als Möglichkeit, ungezwungen mit weiteren Teilnehmern ins Gespräch zu kommen.

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Das zur Orientierung entwickelte System der Farbkennung wurde auch in künstlerischer Hinsicht genutzt. So liefen die blauen und roten Linien in einer kugelförmigen Skulptur zusammen, die bauzeitlich den Namen "das Gehirn" erhalten hatte.

| Das zur Orientierung entwickelte System der Farbkennung wurde auch in künstlerischer Hinsicht genutzt. So liefen die blauen und roten Linien in einer kugelförmigen Skulptur zusammen, die bauzeitlich den Namen "das Gehirn" erhalten hatte. An diesem zentralen und angesichts der zusammenlaufenden Linien leicht aufzufindenden Ort Skulptur befand sich der zentrale Meeting Point des Gebäudes.


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Eine der Säle des ICC.