Boulevard der Stars


Potsdamer Straße

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Boulevard der Stars

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1 | Ein Boulevard im Verfall

Bild und Text: Lutz Röhrig 

Einst wurde der „Boulevard der Stars“ mit jedem neu verlegten Stern gefeiert. Das Umfeld zwischen dem "Film- und Fernsehmuseum", der "Deutschen Filmakademie", den damaligen Kinos und nicht zuletzt auch die Veranstaltung der Berlinale schien dazu passend. Doch die allzu einfache bauliche Ausführung führte zu einem allmählichen Verfall des Boulevards, an dem auch die 2013 durchgeführte Sanierung nur kurzfristig etwas ändern konnte.


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2016 kam es zur Verlegung der letzten Sterne, seither wird der nicht mehr unterhaltene Boulevard dem Verfall überlassen. Ohnehin haben fast sämtlichen Filmeinrichtungen das Umfeld des Potsdamer Platzes verlassen, so dass es auch keine inhaltliche Bezugnahme - etwa zum Filmmuseum - mehr gibt. Das es den „Boulevard der Stars“ überhaupt gibt, ist einer privaten Initiative des Filmhistorikers Gero Gandert zu verdanken…

Der Asphalt - Belag des "Boulevards der Stars" ist brüchig und und an vielen Stellen eher schwarz als rot.

| Blick in Richtung Potsdamer Platz und der diesen flankierenden Hochhäusern des Bahn-Towers der Deutschen Bahn AG (links) und des Kollhoff - Towers. (rechts). Der Asphalt - Belag des "Boulevards der Stars" ist brüchig und und an vielen Stellen eher schwarz als rot. Die Lichtanlage, welche die im Boden eingelassenen Sterne beleuchten soll, ist längst abgeschaltet. 

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Der Stern von Volker Schlöndorff
Hildegard Knefs Stern.

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Blick entlang der Potsdamer Straße in Richtung der Philharmonie im Licht der aufgehenden Sonne

| Blick in Richtung der Philharmonie (im Hintergrund rechts) im Licht der aufgehenden Sonne. Nach dem Wegzug oder Abbruch fast aller Kinos im Umkreis des Potsdamer Platzes blieb nur noch das "Cinemaxx" (links) übrig. Auch in diesem Abschnitt ist der rund 320 m lange Boulevard der Stars kaum als Ehrung von Filmschaffenden wahrnehmbar.

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2 | Der Weg zum Boulevard der Stars

Als Ergänzung zu dem im Umkreis des Potsdamer Platzes bereits vorhandenen, dem Medium Film zugewidmeten Kultureinrichtungen setzte sich nach einer Idee des Filmhistorikers Gero Gandert eine private Initiative, die „Boulevard der Stars gGmbH“ dafür ein, auf dem Mittelstreifen der Potsdamer Straße und der seitlichen Bürgersteige gegenüber dem damals hier ansässigen Filmmuseum einen „Boulevard der Stars“ nach dem Vorbild des „Walk of Fame“ in Los Angeles anzulegen. 

 

Nach einem ersten gescheiterten Wettbewerb und den in der Folge angepassten Rahmenbedingungen und Auswahlverfahren wurde 2009 unter den letzten verbliebenen sieben Wettbewerbsteilnehmern seitens des Senats ein Wettbewerb zur Gestaltung des Boulevards ausgeschrieben, aus dem der Entwurf von ART +COM und Graft Architekten als Sieger hervorging. Für den Bau des aus rot eingefärbten Asphaltbelag bestehenden Boulevards standen EU – Fördermittel in Höhe von rund 1 Million Euro zur Verfügung. 


Am 5. Februar 2010 erfolgte während der Berlinale 2010 die Grundsteinlegung, am 12. Februar erfolgte die Verlegung des ersten Sterns für die Schauspielerin Marlene Dietrich. Die offizielle Einweihung erfolgte einige Monate später, am 10. September 2010, mit der Verlegung von 39 weiteren Sternen. Die Auswahl der zu ehrenden Personen erfolgte durch ein Gremium, dass sich aus je einem Vertreter der "Stiftung Deutsche Kinemathek" des Museums für Film und Fernsehen, der "Deutschen Filmakademie", des "Adolf - Grimme - Instituts"  und der "Förderkreises des Museums für Film- und Fernsehen" zusammensetzte. 

 

Von Anfang an gab es Kritik an der doch eher einfachen Ausführung des Boulevards. Zudem war 2003 beschlossen worden, den Mittelstreifen der Potsdamer Straße für eine künftig geplante Straßenbahnlinie freizuhalten – eine Beschlussfassung, die 2011 auch in die abgeänderte Planung mit einfloss. 

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Der Boulevard der Stars erstreckt sich bis zum Potsdamer Platz, dessen historische Verkehrsampel (eine Rekonstruktion) und der Bahnhofszugang im Hintergrund erkennbar sind.

| Der Boulevard der Stars erstreckt sich bis zum Potsdamer Platz, dessen historische Verkehrsampel (eine Rekonstruktion) und der Bahnhofszugang im Hintergrund erkennbar sind. Am Anfang wie auch am Ende des Boulevards stehen geschwungene Pulte aus Beton, welche die Lage jedes einzelnen der derzeit vergebenen Sterne wiedergeben. 


Der Stern von Tom Tykwer.

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Zum Zeitpunkt der Aufnahme war das "Deutsche Film - und Fernsehmuseum" noch im Sony - Center und damit auch am Boulevard der Stars ansässig.

| Zum Zeitpunkt der Aufnahme war das "Deutsche Film - und Fernsehmuseum" noch im Sony - Center und damit auch am Boulevard der Stars ansässig. Diesen inhaltlichen Bezug gibt es nun nicht mehr.

3 | Das Ende des "Boulevard der Stars" ?

Die simple Ausführung des Boulevards der Stars aus rot eingefärbten Gussasphalt hatte zur Folge, dass sich der Belag bereits innerhalb weniger Jahre aufzulösen begann und schließlich 2013 komplett erneuert werden musste. Bis 2016 erfolgte nun Verlegung weiterer Sterne auf schließlich 105.

 

Am 31. März 2018 wurden Teile des Boulevards durch einen Autounfall zerstört. Im gleichen Jahr wurde zudem auch die Zuständigkeit für den Boulevard dem Bezirksamt Mitte von Berlin übertragen und die „Boulevard der Stars gGmbH“ bis 2019 liquidiert. Seither gab es weder eine Verlegung neuer Sterne noch entsprechende Pflege- oder Erhaltungsmaßnahmen.

 

Mit dem Wegzug oder der Schließung fast aller Filmeinrichtungen im Bereich der Potsdamer Straße verlor der Boulevard der Stars zudem auch seinen inhaltlichen Bezug. Was aus dem Boulevard der Stars in der Zukunft werden wird, bleibt offen. Für Touristen und Berliner, welche sich auf den historischen Spuren der "Filmstadt Berlin" begeben möchten, ist der Potsdamer Platz ohnehin keine gute Adresse mehr.

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| Blick über den Potsdamer Platz hinaus zum sich an diesen anschließenden Leipziger Platz mit seiner oktogonaler Randbebauung. Der rote Belag des Boulevards verjüngt sich hier.

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