Jugendstil
Ein Haus in Mariendorf
Bild und Text: Lutz Röhrig
Wenn wir heute den Begriff "Jugendstil" hören, so denken wir oft voller Achtung an jene überwiegend geschwungenen und floralen Motive, mit denen Gebäude der Jahrhundertwende dekoriert worden sind. Kaum jemand weiß, dass dieser Ausdruck einst beinahe ein Schimpfwort war, abgeleitet von der Münchner Zeitschrift "Jugend", welche diesen Stil im besonderen Maße propagierte.
Die nach dieser Zeitschrift verächtlich als "Jugend" - Stil bezeichnete Architekturrichtung ging erstmals nicht aus einem der klassischen Baustile hervor, sondern stellte, da als Gegenentwurf zum rückwärtsgerichteten Historismus gedacht, einen völlig neuartigen Baustil dar, welche auch auf das in der Architektur bislang nur konstruktiv angewendete und daher neue Material Eisen besondere Rücksicht nahm.
Die Gegner des Jugendstils empfanden ihn daher als "billig", denn Wertvolles hatte nur aus echten bleibenden Materialien wie Stein gefertigt zu werden - und sich zudem an den verbindlichen und allgemein gültigen Baustilen der Vergangenheit zu orientieren. "Das ist doch Jugendstil" war daher ein eher kritischer, abwertender Ausdruck, welcher sich erst im Laufe der Zeit in sein Gegenteil verkehrte...
| Wenn auch auf die einstige Jugendstil-Dekoration dieses Hauses in Alt-Mariendorf lediglich die ausdrucksstarke Treppe verweist, so sind das (vermutlich nachempfundene) Geländer und die schwungvollen Stufen jedoch typische Beispiele für jene Stilrichtung.