Bruno Taut
Folge 2
Zweiter Teil
Gewerbe4
1963 erfolgte ein Inhaberwechsel des "Atelier 13" und die Umbenennung zur Dicothek „Club Okay“ mit Lifemusik. 1968 endete die Phase als Ort von Musik- und Tanzveranstaltungen. Diverse Pächter und Betriebe wechselten sich hier nun ab, man denke nur an das bekannte Griechische Restaurant "Korfu". 2002, nach erfolgtem Umbau, zog das Ladengeschäft „Restposten aus London“ ein.
Neben der Gaststätte befanden sich aber von Anfang an auch diverse Geschäfte in dem riesigen Bau. Mir persönlich bekannt ist aus Jugendtagen immer noch das direkt neben der Gaststätte liegende „Wettbüro“, das ich zwar nie frequentierte, dessen markanter, schräggestellter Schriftzug an der Fassade jedoch auffällig war. Links daneben befand sich das Sporthaus Schütze mit seinen im Schaufenster ausgestellten Pokalen. An der Ecke zur Bürknerstraße gab es dann das erwähnte griechisches Restaurant, das ich gleichfalls nie besuchte.
| Das Taut - Haus irgendwann Ende der 1970er Jahre. Das Zigarren - Geschäft und die "Kottbusser Klause" sind an der Ecke zur Bürknerstraße einem griechischen Restaurant gewichen. Doch noch gibt es das Wettbüro und auch das Sporthaus Schütze ist vorhanden. Heute ist all das verschwunden. Aufnahme: Frau Monika Sim.
Klötze & Schinken
| Café und Galerie "Klötze & Schinken" in der Bürknerstraße 2018. Neben guten Kuchen gibt es hier auch Auftrittsmöglichkeiten für Künstler sowie eine kurzzeitig mietbare Wohnung mit Atelier.
Im März 2006 gründeten die Künstler Christina Both, Christof Husemann und Lars Maurmeier als Zwischennutzer in der Bürknerstraße 7 den Showroom "Klötze & Schinken". Hier konnten Künstler arbeiten und Ihre Werke präsentieren. Im Oktober 2006 endete die Zwischennutzung und es erfolgte - nach Renovierung der neuen Räume - ein Umzug zur Bürknerstraße 12. Ansässig waren hier der "Verein zur Aufhebung des Notwendigen", der "Laden für Unikate Merz", die Galerie Klötze & Schinken sowie das Labor von Inhalt & Sinn.
Nach dem Auszug des "Ladens für Unikate" entstand hier ein Molekularcafé, in dem jeder bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen die ausgestellte Kunst ganz zwangslos genießen kann - oder sich einfach nur ein wenig ausruht. Aber auch Hochzeitsfeiern und sonstige Events sind hier möglich.
Ich bedanke mich für das nette Gespräch beim Inhaber und Künstler Christof Husemann.
Ehemalige5
Die Bäckerei
Bereits in den alten Bauplänen hatte der Eigentümer Arthur Vogdt an der Ecke Spremberger Straße / Bürknerstraße die Einrichtung einer "Bäckerei und Konditorei" berücksichtigt. Offenbar hatte es kurz nach Abschluss der eigentlichen Baumaßnahmen Gespräche mit dem potentiellen Mietern seiner Ladenlokale gegeben, die zu nachträglichen Änderungen im Grundriss führten.
Die geänderten Pläne mussten dann erneut der damaligen Baupolizei zur Genehmigung vorgelegt werden. Diese korrigierten Zeichnungen mit der Unterschrift Arthur Vogdts blieben bis heute erhalten.
| Adressbuchausschnitt von 1912 der Gemeinde Rixdorf. Arthur Vogt ist für das Gebäude als Eigentümer eingetragen, ein Herr R. Bachmann als Besitzer der Bäckerei.
| Korrigierte Grundrisszeichnung der Bäckerei und Konditorei. Die Zeichnung trägt die Unterschrift des Bauherrn, Eigentümer und Architekten Arthur Vogdt
Im Adressbuch der Gemeinde Rixdorf von 1912 findet sich ein erster Eintrag der in der Bürknerstraße 12 Ecke Straße 10c (heute Spremberger Straße) ansässigen Bäckerei R. Bachmann.
Die Bäckerei existierte unter wechselnden Inhabern noch bis über das Jahr 2000 hinaus. Doch dann kam das Aus, die Geschäftsräume standen nun leer.
Kulturprojekt Spektrum
2014 begannen Lieke Ploeger und Alfredo Ciannameo mit umfassenden Bauarbeiten für ihr in den Räumen der alten Bäckerei geplantes Kunst- und Kulturprojekt "Spektrum". Wände wurden verstärkt, Heizung und Toilettenanlage erneuert, damit aus der ehemaligen Bäckerei ein "Eventroom" für Aufführungen und Tagungen werden konnte.
Mitte 2015 war es dann soweit. Lieke Ploeger und Alfredo Ciannameo eröffneten im Taut – Haus einen Ort, welcher im Unterschied zu vielen anderen Projekten dieser Art in Berlin, Technik und Kunst zusammenbringt. An derartigen Räumen, die audivisuellen Künstlern, Performern, Filmvorführungen und Ausstellungen eine gemeinsame Bühne geben, mangelt es noch in Berlin.
Das bis 2019 bestehende "Spektrum" wurde als ein „offener Ort“ geführt, der unterschiedliche Künstler zusammenbrachte. Abschottungen und Trennungen nach Kunstrichtungen wie bei klassischen Kunsträumen gab es hier nicht. Dementsprechend gemischt war auch das jeweilige Publikum - und die Atmosphäre während der Veranstaltungen völlig zwangslos...
| Kunstgalerie "Spektrum". Tresen aus Glasbausteinen. Am Tresen Frau Lieke Ploeger. Aufnahme Lutz Röhrig.
| In den ehem. Ladenräumen an der Ecke zur Bürknerstraße befindet sich die von Frau Lieke Ploeger und Herrn Alfredo Ciannameo geführte Kunstgalerie "Spektrum". Typisch für das Taut-Haus sind die angeschnittenen Ecken im EG. In Resten vorhanden ist die ursprüngliche Verkleidung der Erdgeschosszone mit eigentlich hell- bis dunkelbraunen Keramikfliesen, welche jedoch von einem der früheren Eigentümer mit dunkler Farbe übermalt wurden.
| Kunstgalerie "Spektrum". Aufenthaltsbereich. Aufnahme Lutz Röhrig.
| Kunstgalerie "Spektrum". Die Aufnahme zeigt die Galerie während des Umbaus 2014. Hierbei fanden sich im ehem. Toilettenbereich auch noch Fliesen aus der Erbauungszeit und der Nutzung der Räume als Bäckerei. Ich bedanke mich bei Frau Lieke Ploeger, Mitbegründerin des Spektrums, für die Überlassung des Fotos.
| Kunstgalerie "Spektrum". Eventraum nach dem Umbau. Aufnahme Frau Lieke Ploeger.
| Kunstgalerie "Spektrum". Im Toilettenbereich fanden, wie Frau Ploeger berichtete, einige der im Keller aufgefundenen Türen aus der Erbauungszeit des Hauses wieder Verwendung. Aufnahme Lutz Röhrig.
Spurensuche6
Treppenhaus Kottbusser Damm
| Treppenhaus Kottbusser Damm. Hier ist - wie auch in den anderen Aufgängen - das originäre Treppengeländer erhalten geblieben. Inwieweit auch die - mehrfach erneuerte - Farbgebung noch original ist, ist für mich nicht feststellbar. Original sind auch die braun-weißen Bodenfliesen.
Was findet man im ersten Haus des Architekten Bruno Taut am Kottbusser Damm heute noch für Details, die noch von Taut entworfen worden sind? Nun, im Gegensatz zu dem im Krieg schwer beschädigten und jahrzehntelang als Ruine neben dem einstigen Kaufhaus Bilka sich erhebenden zweiten Haus des Architekten am Kottbusser Damm noch recht viel. Eine Spurensuche.
Gleich die Fliesenausstattung des Eingangs zum Treppenhaus am Kottbusser Damm lässt eigentlich auf das Gegenteil schließen. Sie stammt aus den 1960er Jahren. Hochglänzende schwarze Keramik, nur unterbrochen durch einzelne blaue, gelbe oder rote Fliesen, die man locker in den Verband eingefügt hatte- typisch für jene Jahre. Wie die Eingänge einmal tatsächlich gestaltet waren, zeigen noch die Portale des Saalbaus in der Bürknerstraße. Immerhin blieb die Originaltür erhalten, die man auf der Außenseite mit einer Stahlplatte belegt hat.
| Treppenhaus Kottbusser Damm. Eingangstür zur Straße. Besonders interessant - neben der Ornamentik - die ebenfalls klappbaren Seitenflächen.
| Auch im Bereich des Kottbusser Damms ist die ursprüngliche Tonplatten - Verkleidung Tauts weitgehend verschwunden. Statt dessen wurde in den 1960er Jahren diese für die Zeit typische Verkleidung aus schwarzen und vereinzelten bunten Fliesen angebracht. Treppenstufen und Tür noch original, jedoch letztere durch aufgesetzte Metallplatte und Schloss auf der Außenseite stark verändert.
| Treppenhaus Kottbusser Damm. Viele der Türen mit ihren vertikalen Profilen in den Kassetten sind noch originär, teilweise sogar die Schlösser. Leider wurden die Klingelanlagen irgendwann ausgetauscht. Lediglich die alten Klingelbretter blieben.
| Treppenhaus Kottbusser Damm. Tauts Treppengeländer scheint heute einfach und schlicht: Doch der Schein trügt. Das original Geländer wurde bei einer Renovierung mit einer Verschalung umgeben. Man beachte die Profile unterhalb der Stufen und die Eierstabdekore an den Seiten der Stufen.
| Treppenhaus Kottbusser Damm. Die Fenster dieses Haus dürften zu den wenigen Beispielen gehören, die trotz des Krieges noch erhalten blieben.
Ehemaliger Saalbau
Wenn es eine gemeinsame Verbindung zum zweiten Taut-Haus am Kottbusser Damm (neben dem ehem. Kaufhaus) gibt, dann die Betonung von Veranstaltungsstätten durch drei Bogenportale.
Während beim zweiten Taut-Haus hinter diesen Bögen den Besucher einst ein Kino erwartete, dann war es hier an der Bürknerstraße der weithin bekannte Saalbau der "Kottbusser Klause", im dem sich später auch der legendäre Jugendclub "Atelier 13" befand.
| Die drei Bogenportale an der Bürknerstraße. Linkes Portal der Eingang zum Saalbau, in der Mitte zum Treppenhaus und rechts - mit Pförtnerloge - der Künstlereingang mit Garderobe und Treppenaufgang zur Galerie. Auch hier sind noch Reste der ursprünglich hell-bis dunkelbraunen Verkleidung Tauts vorhanden.
| Benachbarte Hofdurchfahrt, Blick in Richtung Bürknerstraße. Hier blieben noch Türen und, im hinteren Teil, die Fliesen erhalten. Auch im Bodenbereich findet sich noch der originäre Belag. An der rechten Wand ist übrigens die Lampe des nachfolgenden Bildes zu sehen.
| Zur originären Ausstattung scheint auch diese fest in der Wand eingemauerte Lampe im Torweg zu gehören, neben der man etwas simpel eine moderne gesetzt hat.
| Klappt man die Lampenabdeckung auf, so blickt man auf Vorkriegs - Technik, die vielleicht schon seit den Tagen Tauts dort so vorhanden ist.
| Blick in den II. Hof entlang des ehem. Saalbaus. Im Hintergrund die Treppe zum rückwärtigen Ausgang. An der Wand sind noch deutlich die zugemauerten Türen und Fensteröffnungen zu erkennen, an denen einst wohl auch Fensterläden angebracht waren. Die hier noch vorhandenen Riegel und Scharniere lassen dies erahnen.
| Der rückwärtige Saaleingang mit seiner geschwungenen Treppe. Typisch auch für die Zeit die Verwendung von weiß glasierten Ziegelsteinen für den Hofbereich. Auch das Geländer ist noch originär.