Café 7 Schwestern
Gneisenaustraße
Topanker
Bild und Text: Lutz Röhrig
Wenn ich schon einmal in meiner alten Heimat Kreuzberg bin, vielleicht auf dem Weg von einem Termin, dann nutze ich die Zeit, um mich ein wenig umzusehen, was sich im Laufe der Zeit alles so verändert hat. Irgendein Umstand führte mich durch die Gneisenaustraße.
Die Sonne schien, mein Blick ging all die vielen Fassaden entlang, die ich so unverändert seit Jahrzehnten kenne. Doch dann fiel mein Blick auf ein winziges Café, das mich ob seiner Gemütlichkeit geradezu magisch anzog. Ich ging nach hinten an den Tresen, bestellte ein belegtes Baguette samt Kaffee und nahm auf der gepolsterten Sitzbank Platz.
| An der Theke gibt es alles, was das Herz begehrt: Herzhaftes oder Süßes. Vor allem der selbstgemachte Kuchen ist lecker...
| Aber auch Salate und kleine Gerichte, die gern von den Gewerbetreibenden ringsum genommen werden, sind sehr zu empfehlen...
Irgendwie hatte das Café etwas wohnzimmerhaftes an sich. Man fühlte sich gleich wie zu Haus. Die Bedienung brachte den Kaffee – und man kam gleich ins Gespräch. Voller Stolz wurde die Einrichtung des Ladens erläutert, die vielen Familienfotos an der Wand stammen noch aus der Türkei, woher die Mutter, Frau Meryem, welche auch die Inhaberin ist, stammte. 1969 war die Mutter allein nach Deutschland gekommen, lernte die Sprache erst hier.
Ihr Mann Zeynep kam mit drei Töchtern drei Jahre später, vier weitere Töchter, zu denen auch meine Bedienung gehörte, wurden erst in Deutschland geboren. Aber nur zwei weitere Schwestern, so erklärte mir die Bedienung, wechseln sich neben ihr im Laden ab.
Mein Blick viel auf ein eckiges Holzgehäuse auf einem der Tische an der Wand. Mit Kennerblick erkannte ich, dass es sich hierbei um eine sehr alte Nähmaschine handeln müsse. Meine Bedienung hatte die Maschine erst vor ein paar Tagen erworben - und öffnete schon dabei die Holzabdeckung. Was erblickte ich zu meiner Verblüffung da? Eine alte Pfaff noch mit Handkurbelrad und Langschiffchen...
Wir unterhielten uns über die Nähmaschine, die Familie und darüber, dass sie diese Maschinen für einen günstigen Preis irgendwo erworben habe. Solche Gespräche hat man nicht alle Tage. Und ein leckeres selbstgemachtes Stück Kuchen in einem gemütlichen Café auch nicht.
Kein Wunder, dass es nun am Lichterfelder Gardeschützenweg 116 ein weiteres Café der " Schwestern" gibt. Ich gebe zu, ich bin neugierig. Und wenn es die Zeit einmal zulässt, bin ich gern bereit, es einmal kennenzulernen...
| An den Wänden Fotos der Familie der Inhaberin und der drei hier bedienenden Töchtern. Und auf dem kleinen Tisch (im Holzbehältnis) stand, sehr zu meiner Verwunderung, eine alte Nähmaschine von Pfaff.